Rezension

Schöne Geschichte

Paris, du und ich
von Adriana Popescu

Bewertet mit 5 Sternen

Dank Paris Du und Ich habe ich den Vorteil von Leseproben kennengelernt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eher selten zu Leseproben greife. Bei Paris Du und Ich war ich aber wieder einmal verunsichert, ob der Roman etwas für mich ist. Und na ja... Nach der ersten Seite war es um mich geschehen und Paris Du und Ich zog bei mir ein...

 

Gestaltung

Das Cover spricht mich sofort an. Obwohl es farbenmäßig schlicht gehalten ist, bringt es dank dem Schriftzug etwas knalliges mit, das Lust auf Emma, Vincent und Paris macht. Obwohl wir eine potentielle Emma auf dem Cover erkennen können, muss ich gestehen, dass ich mir die weibliche Protagonistin während des Lesens doch etwas anders vorgestellt habe und so nicht ganz vom Cover beeinflusst wurde.

Auch die Kapitel im Buch sind schön gestaltet. Zu Beginn eines neuen Kapitels gibt es nicht nur einen schönen Schriftzug, sondern auch ein passendes Zitat, das natürlich für nicht französisch sprechende Menschen wie mich freundlicherweise übersetzt wurde :-):

Zudem haben mir die Länge der Kapitel gut gefallen. Ich kann mich noch so gut an die Harry Potter Kapitel erinnern, die gefühlt endlos schienen. Während des Kapitels fragte ich mich dann immer, wie es eigentlich begonnen hatte. Bei Paris Du und Ich hatten die Kapitel genau die richtige Länge. Nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang, was dafür sorgte, dass ich oft mehrere Kapitel am Tag gelesen habe.

 

Inhalt

Wer jetzt denkt, dass der Klappentext spoilert, irrt sich: Die Geschichte kommt schnell voran, sodass wir nicht lange in dem Glauben leben, dass aus Emma und Alain ein Traumpaar werden wird. Toll finde ich, dass man hier nicht das halbe Buch durchlesen muss, um zu dieser Stelle zu kommen.

 

Anfangs hat mich Paris Du und Ich ein bisschen an Ein Sommer und vier Tage erinnert. Hier gibt es ebenfalls zwei Protagonisten, die wir auf einem Roadtrip begleiten dürfen. Während Paula und Lewis Italien für sich entdecken, machen Emma und Vincent Paris unsicher. Nein, sie sind kein Paar. Sie sind Herzschmerzfreunde, was viel wichtiger und wertvoller ist. Beide müssen eine gescheiterte Beziehung verdauen, was gar nicht so leicht ist, wenn man einen Urlaub in Paris, der Stadt der Liebe, gebucht hat.

Im Gegensatz zu Ein Sommer und vier Tage geht Adriana Popescu hier aber einen Schritt weiter. Wir begleiten unsere Protagonisten nicht nur während des Urlaubs, sondern werden auch mit in ihr Leben außerhalb von Paris genommen. Emma und Vincent müssen sich zwei schwierigen Situationen stellen, die für ein spannendes Finale sorgen.

 

Kommen wir aber nun zu den Charakteren von Paris Du und Ich die einfach nur genial sind. Angefangen bei Protagonistin Emma, die davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Von ihrem Stuttgarter Umfeld wird sie hier aber eher belächelt. Dann trifft sie auf Vincent. Einen Jungen, der sie ernst nimmt, ihr Raum zum Schreiben gibt und sie nicht für verrückt erklärt. Obwohl Emmas Herz zu Beginn der Geschichte nicht nur mit Füßen getreten, sondern ernsthaft gebrochen wurde, hat sie den Glauben an die große Liebe nicht verloren, was sie sehr sympathisch macht.

 

Vincent wirkt einerseits etwas chaotisch. Er trägt bunte Socken und hat einen Urlaub in einem Land gebucht, dessen Sprache er nicht wirklich spricht. Aber dennoch hat er einen Plan. Für ihn sind es die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen. Nicht die Touristenstädte, überfüllt mit Menschen oder Party Metropolen. Er ist auf der Suche nach versteckten Ecken, Menschen, die etwas über das Leben zu berichten haben. Und er ist bereit, sich auf Neues einzulassen und dabei eigene Bedürfnisse hinten anzustellen.

 

ACHTUNG SPOILER: 

Adriana Popescu hat die Annäherung der beiden Charaktere sehr gut beschrieben. Aus Herzschmerzfreunde werden Seelenverwandte. Eine Entwicklung, die ganz ohne die typischen Assoziationen, die man mit Liebe verbindet, beschrieben wird. Adriana Popescu erfindet für Emma und Vincent neue, kreativere Synonyme, die viel besser zu Emma und Vincent passen, als das typische Liebesgeschichten Bild.

SPOILER ENDE

 

Neben wunderbaren Hauptcharakteren erweckte sie auch geniale Nebencharaktere zum Leben. Lange war ich mir nicht sicher, ob Jean-Luc nur ein Phantom ist. Doch als ich ihn dann endlich kennenlernen durfte, verstand ich, warum Adriana Popescu ihm und Clara eine weihnachtliche Kurzgeschichte widmen musste.

 

Spannung 

Adriana Popescu hat hier einen guten Spannungsbogen geschaffen. Während Emmas Seifenblase gleich zu Beginn der Geschichte zerplatzt, steuert die Geschichte auf ein spannendes Finale zu, das wunderbar aufgelöst wird.

 

Schreibstil

In einigen Rezensionen habe ich bereits gelesen, dass ganz viel Adriana Popescu in Paris Du und Ich steckt. Und dem kann ich nur zustimmen.

Irgendwann dachte ich mir, dass ich dem Schreibstil am liebsten zwei Punkte vergeben würde. Die Dialoge haben mich zum Lachen gebracht und ich habe mir selten so viele Zitate bei einem Buch herausgeschrieben, wie bei Paris Du und Ich.

Zudem hat sich Adriana Popescu hier das Stilmittel der Briefe zu eigen gemacht, was mir sehr gut gefallen hat, da die Briefe genau an den richtigen Stelle eingeführt wurden.

 

Gesamteindruck 

Paris Du und Ich war eines meiner Monatshighlights im Februar 2017. Gerade die Metaphern die Adriana Popescu für die Liebe benutzt hat, waren sehr gelungen. Zudem hat mir einfach alles an der Geschichte wahnsinnig gut gefallen und ich hätte gerne weitere Stunden mit Emma und Vincent in Paris verbracht.