Rezension

Schöne Geschichte, nicht nur zu Weihnachten

Blizzard - Winterjunge - Henni L. Borßdorff

Winterjunge - Blizzard
von Henni L. Borßdorff

Bewertet mit 5 Sternen

Lu Kranich ist vierzehn Jahre alt und lebt bei ihren wohlhabenden Eltern in Essen. Sie hat alles, was das Herz begehrt, aber richtig glücklich? Nein, das ist Lu nicht, denn ihre Eltern haben nie Zeit für das Mädchen und es scheint, als wäre alles andere wichtiger als sie. Doch ihre Patentante Andrea ist cool und als Lu mit einer Mandelentzündung das Bett hüten muss, bekommt sie von ihrer Tante ein Päckchen. Der Inhalt: ein kleines Weihnachtsdorf, das man selbst aufbauen und gestalten muss. Mit Feuereifer begibt sie sich an die Arbeit und baut die ersten Häuschen. In der Nacht hört sie ein merkwürdiges Wispern und es scheint, als würde sie von dem kleinen Dorf aus kommen. Als sie sich vorbeugt, gibt es einen Sog und schwups, sitzt sie mitten in dem kleinen Ort, mitten in einer wunderschönen Winterwelt. Eines wird schon bald klar, Lu verfällt der Anziehungskraft des Ortes immer mehr, doch was steckt da eigentlich hinter?
Meine Meinung:
Das Buch beginnt gleich mitten in der Geschichte und schnell ist man gefesselt von einem sehr schönen, beinahe märchenhaft klingenden Schreibstil. Dabei bleibt es sprachlich flüssig, gut verständlich und auch jugendlich, so dass es auch sehr gut für seine Zielgruppe geeignet ist.

Aber auch sonst wirkt diese Geschichte sehr magisch und märchenhaft und je mehr man Lu in das kleine Dörfchen begleitet, umso mehr möchte man wissen, was dahinter steckt. Zumal man auch schon im Prolog etwas erfahren konnte, was mit Lus Familiengeschichte zusammenhängt. Es ist also durchaus spannend und lebhaft erzählt und läßt sich in kürzester Zeit verschlingen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Lu, die trotz ihrer vierzehn Jahre einen sehr vernünftigen Eindruck macht. Ich durfte das Mädchen hier sehr gut kennenlernen und muss sagen, dass sie mir sehr schnell ans Herz gewachsen ist. Lu ist ein ruhiges Mädchen, von dem ich den Eindruck hatte, dass sie auch sehr einsam ist. Armes, reiches Mädchen! Auch wenn sie in finanzieller Hinsicht alles hat, was das Herz begehrt, so fehlt es hier an etwas ganz bestimmten, die offensichtliche und wärmende Liebe der Eltern und Zeit für ihr einziges Kind. Da kommt das kleine winterliche und magische Dörfchen genau richtig, denn es gibt Lu einen Halt und zeigt ihr, dass sie eine wichtige Persönlichkeit ist.

Neben Lu gibt es natürlich noch einige weitere Charaktere, unter anderem Lus Eltern, beide berufstätig, beide immer unter Strom und das schlimmste, beide haben keine Zeit für ihre einzige Tochter. Doch letzen Endes stellt sich hier die Frage, was denn wirklich wichtiger sein sollte.

Dann gibt es auch noch die Bewohner des kleinen Winterdorfes, wobei hier Kai der wichtigste Charakter für Lu wird.

Das Setting, dieses kleine Winterdorf, hat eine sehr magische Ausstrahlung. Auch wenn ich als Leser nicht alles bis ins kleinste Detail geliefert bekam, war es doch so weit beschrieben, dass es vor meinem inneren Auge lebendig wurde. Ich wünschte es gäbe diese kleine Welt neben unserer Welt wirklich und man könnte einfach mal dorthin verschwinden.

Zum Ende werden dann noch mehrere Fragen aufgeworfen und alles in allem findet man noch nicht alle Antworten, da es aber bereits einen zweiten Teil gibt, kann man durchaus gespannt sein, wie es mit Lu und ihrer Geschichte weitergeht.
Mein Fazit:
Eine wunderschön erzählte Geschichte, die sich durchweg leicht und flüssig lesen läßt. Ein Jugendbuch, dass nicht nur für jugendliche Leser spannende Lesestunden bietet, sondern auch dem erwachsenen Leser viel Spaß macht und in seinen Bann schlägt. Letzten Endes steckt hier auch eine tiefe Botschaft hinter: habt Zeit für die Menschen, die euch am Herzen liegen, denn sonst könnte es irgendwann dafür zu spät sein.