Rezension

Schonungslos ehrlicher aber sehr brutaler historischer Roman – Nichts für zarte Seelen

Essex Dogs -

Essex Dogs
von Dan Jones

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Satz: „Herrgott noch mal, wach auf!“

Ein Buch über den Hundertjährigen Krieg. Brutal, roh und ungeschönt. Dan Jones zeigt die menschlichen Abgründe mitten im Krieg. Packend und ehrlich beginnt die Geschichte an der normannischen Küste von Frankreich. Hier wird rangezoomt an die zehn köpfige Söldnertruppe um ihren Anführer Loveday. Sie kämpfen nicht für Ruhm, Ehre oder Gold – Nein sie kämpfen füreinander.

 

Jones weiß eine düstere und mittelalterliche Atmosphäre zu erschaffen, er schildert das Leben im Krieg als eine beklemmende Realität, geprägt von Schlamm, Blut, Hunger und der konstanten Angst vor dem Tod. Dabei beschönigt er nichts.

Die Sprache in diesem Buch ist rau, derb und anstößig.

 

Die Charaktere sind markante Persönlichkeiten, von Pismire, dem Schleicher, bis hin zu Scotsman, dem Kraftprotz oder Millstone der sanfte Riese. Jeder der zehn Söldner hat seine eigene Geschichte, aber bleibt im Gegensatz zu Loveday und Romford sehr blass. Die Geschichte wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, wobei der Fokus zwischendurch auf Romford liegt und dann wieder Loveday auf wechselt.

Loveday ist ein Mann in den Vierzigern, er ist des Kämpfens müde geworden. Die Geschichte gewährt tiefe Einblicke in seine Herausforderungen und Begegnungen, einschließlich einer mysteriösen Frau, die sein Schicksal beeinflusst.

 

Die Schlachten enthalten verstörende Details und zeigt das Mittelalter von seiner brutalsten Form. Ich muss gestehen, dass mir einige Szenen wirklich zu plastisch und anschaulich waren und mich noch tagelang sehr verstört zurückgelassen haben. Ich glaube das Buch ist nichts für zarte Seelen, es ist nur schwer erträglich und verarbeitbar. Diese ehrliche und grausame Darstellung macht den Roman sehr authentisch, aber stößt eben auch an die Grenzen des Erträglichen.

 

Gerade die historische Genauigkeit und das porträtieren des Lebens während des Hundertjährigen Krieges sind sehr eindringlich und gut gelungen. Jones gelingt es den Leser mit in diese dunkle Welt zu nehmen und lässt ihn die Kälte und Rohheit förmlich spüren.

 

Insgesamt ist es ein sehr brutaler historischer Roman, welcher das Mittelalter und die schmutzige Tragweite des Krieges gut einfängt. Das Buch ist außerdem sehr anschaulich und plastisch in seiner Darstellung, hier bleibt kaum etwas der Vorstellung überlassen.

Für mich war es stellenweise zu brutal und verstörend, so dass es mir nicht leicht fiel es zu lesen. Ich glaube für Hartgesottene die auf ehrliche historische Romane stehen, ist es ein gutes Buch. Es liest sich streckenweise wie ein Actionfilm und strotzt nur so vor Brutalität, Blut, Schlamm, Tränen und Tod. Keine leichte Lektüre.

 

Meiner Meinung nach liegt der Fokus zu sehr auf der Gewalt und die Essex Dogs, um die es eigentlich geht, bleiben in ihrer Gesamtheit sehr blass. Schade, aber ich glaube das Buch war nicht so ganz für mich geeignet. Deshalb kann ich nur drei Sterne vergeben.

 

Randnotiz: Mir gefallen die historische Genauigkeit und die Ausschnitte aus der damaligen Zeit, welche jedem Kapitel vorangestellt sind. Hier merkt man der Autor ist vom Fach und hat ein breites Wissen, welches in diesen fiktiven Roman eingeflossen ist.

 

⭐️⭐️⭐️