Rezension

Schutz für Frauen - damals und heute

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Solène war eine erfolgreiche Anwältin in Paris. Bis sich einer ihrer Mandanten nach einer verlorenen Gerichtsverhandlung vor ihren Augen in den Tod stürzt. Ihre darauffolgende Depression zwingt sie, ihren Beruf aufzugeben und ihr Leben neu zu erfinden. Als Ehrenamtliche kommt sie ins „Haus der Frauen“ – einer Notunterkunft mitten in Paris, die Frauen aus aller Welt Zuflucht bietet. Während sie ihre Tätigkeit dort – den Bewohnerinnen mit Briefen und Schriftstücken behilflich zu sein – zu Beginn recht reserviert gegenüber steht, wird bald klar, dass Hilfe auch in diesem Fall keine Einbahnstraße ist.

Der zweite Erzählstrang des Buches spielt im Paris der 1920er Jahre: Blanche Peyron, überzeugte Anhängerin der Salvation Army, versucht das Leid der Armen der Stadt so gut wie möglich zu lindern. Dabei wird sie immer wieder mit dem Schicksal von Frauen konfrontiert, für die es in der großen Stadt kaum Notunterkünfte gibt…

Wie schon in „Der Zopf“ gelingt es Laetitia Colombani in „Das Haus der Frauen“ Figuren zu zeichnen, die man gerne begleitet. Mein Highlight waren diesmal definitiv die Geschichten der Bewohnerinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch alle zeigen, dass wir definitiv noch großen Nachholbedarf haben, was den Schutz von Frauen weltweit angeht. Mit der Geschichte von Blanche Peyron bin ich dagegen nicht ganz warm geworden: ich verstehe das Anliegen der Autorin, dieser frühen Gründerin von Frauenhäusern ein Denkmal zu schaffen, doch trotz alledem wurde Blanche für mich auf den Seiten nicht in gleichem Maße lebendig wie Solène. Wie auch beim Vorgängerbuch hätte ich an einigen Stellen gerne noch ein wenig mehr über die einzelnen Charaktere erfahren – ich bin definitiv kein Fan von in die Länge gezogenen Romanen, doch hier hätte ich mir ein paar mehr Seiten gewünscht.