Rezension

Schwache Umsetzung einer eigentlich originellen Idee

Macht - Karen Duve

Macht
von Karen Duve

Inhalt:
Im Jahr 2031 herrscht weltweite Endzeitstimmung. Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Trinkwasserknappheit, Flüchtlingsströme, die Welt, wie wir sie kennen, steuert unweigerlich ihrem Untergang zu.
Die Menschen schlucken eine fragwürdige Verjüngungspille und nehmen dafür die Nebenwirkungen in Kauf. Phlegmatisch nimmt die Bevölkerung das drohende Ende hin.
In diesem Szenario verliert Sebastian Bürger die Nerven. Er fühlt sich von dem voranschreitenden Feminismus seiner Macht und Männlichkeit beraubt und sieht das Übel in seiner eigenen Frau Christine, die schon ein hohes Amt in der Politik erklommen hat.
In einem eigens errichteten Raum hält er sie jahrelang gefangen. Demütigt und foltert sie, um sein Machtgefühl zurückzuerlangen. Sein sadistisches Unterfangen gerät mehr und mehr außer Kontrolle, bis die Katastrophe plötzlich nicht mehr aufzuhalten ist. 
Meine Meinung

Die Autorin Karen Duve ist, für meinen Geschmack, bei dieser Dystopie über das Ziel hinausgeschossen. Bekannt durch ihren bissigen und stacheligen Humor, war in diesem Werk nichts mehr davon zu spüren.
Aufmerksam wurde ich auf diesen Roman durch den vielversprechenden Klappentext. 
Der Anfang des Buches konnte mich auch noch überzeugen. Die Autorin kreierte eine verstörende Zukunftsvision und geizt dabei auch nicht mit innovativen Ideen, denen man, einen reellen Bezug zu unserer Zeit nicht absprechen konnte.
Leider flachte die Handlung nach einem Drittel des Geschehens deutlich ab. Die Themen, die zu Beginn interessant aufgebaut wurden, spielten plötzlich nur noch unterschwellig eine Rolle. Politisches Hintergrundwissen blieb aus, der Leser wurde nur mit Fakten bombardiert.
Es drehte sich schlussendlich nur noch um Sebastian und seine "kranke" Gedankenwelt. Alle anderen Charaktere blieben blass und stereotyp und dadurch wirkten auch die Dialoge banal und belanglos. Einen richtigen Gegenspieler gab es nicht und der fehlte mir irgendwie um echte Spannung zu erzeugen.
Unterm Strich bleibt ein prekäres Porträt eines Psychopathen, verpackt in einer beängstigenden Zukunftsvision, die mir jedoch zu kurz kam und der Sinn, der dahinterstecken soll, im Verborgenen blieb.

Durch meine Bewertung möchte ich jedoch niemand vom Lesen abhalten, da ich denke, das dieser Roman auch stark polarisiert. Zu diesem Thema soll sich jeder sein eigenes Bild machen.
Ich hatte mir einfach von der Lektüre etwas ganz anderes erhofft und meine Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Von mir gibt es 3 Sterne, da ich die Idee originell finde und einzelne Szenen ganz gut gelungen sind.