Rezension

Schwacher Einstieg in das Buch

Die zerbrochene Welt 02 - Ralf Isau

Die zerbrochene Welt - Feueropfer
von Ralf Isau

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Band Die zerbrochene Welt hat mir sehr gut gefallen. Zwar hatte ich beim Lesen eine gewisse Eingewöhnungszeit, da bei diesem Buch wirklich viel neu vom Autor erschaffen wurde: die Welt mit ihren vielen Splittern, die auf dem Willen basierende Magie, die verschiedenen menschenähnlichen Geschöpfe und so manches mehr. Doch diese vielen neuen Dingen wurden so genau beschrieben und eingeführt, dass das Glossar am Ende zwar hilfreich, doch nicht wirklich notwendig war. Ganz im Gegenteil zu diesem Buch: Hier wird nicht noch einmal lang und ausführlich wiederholt, was im Vorgängerband eingeführt wurde und was dort en detail geschah, da ist das Glossar mir beim Lesen des zweiten Bandes wirklich eine große Hilfe gewesen. Vielleicht habe ich auch einfach zu viel Zeit nach dem Lesen des ersten Bandes verstreichen lassen, denn der erneute Einstieg in die Welt von Berith ist mir recht schwer gefallen und ich habe sehr oft im Glossar nachlesen müssen.
Doch noch ein weiterer Aspekt hat es mir erschwert schnell und einfach in die Geschichte eintauchen zu können. Das Buch spielt zwölf Jahre nach den Ereignissen aus dem ersten Band. Haben wir dort noch die zarten Liebesbande zwischen Shúria und Taramis erlebt, so würden wir hier eine ausgereifte und gefestige Beziehung der beiden erleben, sind sie nun verheiratet und haben einen zehnjägrien Sohn. Dies an sich finde ich sehr erfrischend, da “der ganze romatische Kram” und das “kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht” somit entfiel und das Buch sich auf das Wesentliche konzentriert. Doch leider war es mir schon etwas zu wesentlich, denn das Buch startet im Prinzip sofort mit Action und es bleibt keine Zeit der Eingewöhnung, in der der Leser das Ehepaar im Alltag kennenlernt. Stattdessen bricht die Scholle, auf der die Familie lebt, sofort auseinander und die Rettungsaktion beginnt. Das Tempo bleibt zu Beginn des Buches auch in diesem Stil sehr hoch: Eine spannende Episode reiht sich an die nächste, so dass keine Zeit bleibt für das Drumherum und den Atmopshärenaufbau. Auch die neuen Charaktere, die Taramis zu Beginn kennenlernt und als Gefärten mit auf die Reise nimmt, werden nicht ausreichend eingeführt. So entstand bei mir der Eindruck von so manchem Rollenspielabend: Die Abenteurer meistern Aufgabe um Aufgabe auf ihrem Weg Richtung Ziel und nehmen sich nicht die Zeit für charakterbildende Konversation, sondern nehmen sich als gegeben hin, da ja eh niemand anderes mit hinzu kommt oder wegfällt, da alle um einen Tisch im Wohnzimmer versammelt sind. So ist es auch im Buch. Die Atmopshäre und Tiefe die durch das Zusammenspiel der Charaktere erzeugt wird fehlt zu Beginn komplett – auch der bereites bekannte Charakter Jagur blieb mir erst fremd, da keine ausreichende Zusammenfassung erfolgte – stattdessen gibt es nur Tempo, Tempo, Tempo. Ab der Mitte des Buches oder vielmehr seit dem Zeitpunkt als Taramis das Hemd Leviat erbeutet hat, legte sich dies etwas und ich habe gut in das Buch gefunden. Danach gab es mehr Atmosphäre und weniger Tempo, so dass das Buch an die Qualitäten des Vorgängers herankam. Das Finale fand gar die Waage zwischen Ausführlichkeit und Spannung.
Isaus Schreibstil ist hier wieder flüssig, verständlich und bildhaft. Doch hat er noch in Band eins selbst die absurdesten Welten schafft er durch seine Beschreibungen von Bauten, „Menschen“ und Tieren vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen, hat er dies bei dem Leser als bereits bekannt vorausgesetzt und konnte so nicht noch ein Sahnehäubchen auf den Kuchen setzen.
Im Gegensatz zu Band eins gibt es hier zwar ein abgeschlossenes Finale, doch nun ist umso mehr klar, dass es noch eine Fortsetzung geben wird. Da diese nun ja bereits erschienen ist, werde ich mit der Lektüre des Finalbandes sicher nicht wieder so lange warten wie mit dem Lesen des zweiten Bandes!
Leider gab es erneut keine Karte zur Lage der Inseln zueinander, die das Lesen hätte vereinfachen können.

Fazit: Es wäre für mich schöner gewesen, hätte ich nicht so viel Zeit zwischen dem Lesen des ersten und des zweiten Bandes vergehen lassen, so fiel mir der Einstieg in das Buch unnötig schwer – ich empfehle daher allen potentiellen Lesern es mir damit nicht gleich zu tun! Die zu temporeiche Konstruktion des Plots zu Beginn hat das Übrige dazu beigetan, es mir noch schwerer zu machen. Ab der Mitte zeigten sich dann die Qualitäten des ersten Buches auch hier und das Lesen hat wieder Spaß gemacht. Mit dem Lesen des dritten Teils werde ich sicher nicht so lange warten!