Rezension

Schwere Kost, nichts für Zartbesaitete - authentisch erzählt

Die Tränen der Hexen - Frank Arlt

Die Tränen der Hexen
von Frank Arlt

Bewertet mit 5 Sternen

Frank Arlt entführt die Leser in ein dunkles und grausames Kapitel der Weltgeschichte, nämlich in die Zeit der Inquisition.

Schauplatz dieses packenden Roman ist die deutsche Stadt Goslar, just um die Jahrhundertwende 1499 auf 1500. Goslar durch den Silberabbau reich geworden entspricht sonst einer durchschnittliche Stadt dieser Zeit. Kleine Gewerbetreibende, Handwerker und zwei Buchdrucker. Der eine Wilhelm, ein gewissenhafter und denkender Mann, der andere, Brandt, ein nachtragender Stümper.

Die mächtige katholische Kirche beherrscht das Leben der Menschen. Künstlich dumm gehalten und von Existenzängsten geplagt, fallen die Bewohner Goslars auf die Hasspredigten des Heinrich Kramer, seines Zeichens Dominikanermönch, herein.

„domini canes“ – die Hunde des Herren. Wenn sich einer dieser Mönche in einen Fall verbissen hatte, gab es kein Entrinnen.

Sobald der Mönch die Stadt betritt, machen Gerüchte um Hexenkünste und Teufelsbuhlen die Runde. Als dann noch  Bergwerksunglück mit mehreren Toten passiert, wird eine der dort hart arbeitenden Frauen als Hexe verhaftet.

Die Buchdrucker sind dem Dominikaner natürlich auch höchst verdächtig. Um Wilhelm auf die Probe zu stellen, fordert er ihn auf, den Hexenhammer, das Malleus Maleficarum, zu drucken. Um seine rothaarige Gemahlin Elsbeth zu schützen, muss Wilhelm zustimmen, obwohl er den Inhalt des Buches verabscheut.

Wahllos werden vor allem Frauen als Hexen denunziert. Bei näherer Betrachtung der Vorwürfe, könnte man (mit dem Wissen von heute) jedes Mal handfeste Beweise für wirtschaftliche oder persönliche Interessen der Denunzianten feststellen. Das ist aber seitens der Ankläger gar nicht gewollt. Es sind Hexen zur Strecke zu bringen, koste es was es wolle! Wenn es möglicherweise doch eine Unschuldige getroffen hatte, so verbuchte man dies unter „Kollateralschaden“.

Die Inquisition reißt die Macht der Stadt an sich. Der Bürgermeister ist nur mehr willfähriger Erfüllungsgehilfe, die Stadtbüttel und der Henker leben ihren Sadismus aus.Unter der Folter „gestehen“ die Frauen alles, was der Inquisitor nur hören will und ihnen in den Mund legt. Namen um Namen werden aufgelistet.

Bald steht auch Elsbeth auf der Liste des Dominikaners. Wilhelm bringt sie auf die Burg eines befreundeten Landgrafen. Doch auf Grund einer List wird Elsbeth nach Goslar zurück und vor die Inquisition gebracht. Ihr Schicksal scheint besiegelt.

Ich habe das Buch verschlungen, so packend ist es geschrieben. Allerdings konnte ich darauf dann nicht gut schlafen. Die authentischen Schilderungen der Folter sind nicht jedes Leser Sache.

Die Figuren sind gut herausgearbeitet. Man spürt die Liebe des Autors zum Detail und zur genauen Recherche.Gut fand ich das ausführliche Glossar am Ende des Buches. Ich habe schon einige Bücher zu diesem Thema gelesen, unter anderem dieses unsägliche Werk „Hexenhammer“. Trotzdem habe ich wieder ein paar neue Details erfahren.

Die Widmung, „allen Opfern des religiösen Fanatismus“ berührt mich sehr. Noch heutzutage werden Menschen von religiösen Fanatikern, die mitunter auch handfeste wirtschaftliche Interessen haben, verfolgt, gefoltert und ermordet. Ich selbst wäre sicherlich auch auf dem Scheiterhaufen gelandet. Deshalb bin ich heilfroh im hier und jetzt zu leben.

Fazit:

ein gelungenes Debüt, für zart Besaitete nicht unbedingt zu empfehlen.