Rezension

Schwester Elisabeth

Mr. Crane -

Mr. Crane
von Andreas Kollender

Bewertet mit 4 Sternen

Aus Hamburg kam Schwester Elisabeth an die Lungenklinik in Badenweiler. Hauptsächlich Patienten, die unter Tuberkulose leiden, werden dort behandelt. Für viele der Patienten ist es allerdings schon zu spät. Im Sommer des Jahre 1900 erreicht der bekannte amerikanische Schriftsteller Mr. Stephen Crane die Klinik. Ihm geht es sehr schlecht. Schwester Elisabeth kennt seine Bücher und Geschichten. Die Werke könnten direkt für sie geschrieben worden sein. Schwester Elisabeth übernimmt die Pflege Cranes, er soll der Patient sein, der die Krankheit übersteht. Während Elisabeths Schichten führen die beiden intensive Gespräche über das Leben des Autors und auch die Krankenschwester hat etwas zu erzählen.

 

Schon mit den ersten Sätzen werden die Figuren der Schwester Elisabeth und Stephen Crane sehr lebendig. Die schwere Krankheit ist immer gegenwärtig. Der Schriftsteller ringt mit dem Tod. Und doch erscheint er der Krankenschwester wie eine Offenbarung. Crane scheint in ihre Seele zu blicken. Ihre kleine körperliche Beeinträchtigung nimmt er kaum wahr. Und so kann Elisabeth sich öffnen und von ihren Träumen erzählen. Sie möchte eine moderne Frau sein. Ihre Tante in Amerika könnte ein Vorbild sein. Vielleicht könnte sie auch Ärztin werden. Vielleicht könnte Crane ihre Rettung sein, wenn er die Krankheit übersteht.

 

Aus humorvollen und hintergründig witzigen Dialogen ergeben sich große Teile der Handlung. Und so fühlt man sich gleich ins Geschehen eingebunden. Als hätte Crane geahnt, dass er nicht viel Zeit haben würde, hat er sein Leben mit Geschichten gefüllt. Und in Schwester Elisabeth hat er eine Zuhörerin, die jedes seiner Worte aufsaugt. Sowohl die Krankenschwester als auch der Schriftsteller sind sehr vielschichtige Persönlichkeiten, die in ihrer Zeit herausragten. Und in dem Roman gibt es noch etliches mehr zu entdecken. Zwar kommt einem Schwester Elisabeth manchmal etwas radikal vor, aber sie hat auch die Fähigkeit zu versöhnen. Dieser Roman gefällt durch seine Modernität und seinen lockeren Tonfall. Gleichzeitig lernt man einen Schriftsteller kennen, der heutzutage wohl nicht mehr ganz so bekannt ist.