Rezension

sehr bewegend

Schuld - Grit Poppe

Schuld
von Grit Poppe

Bewertet mit 5 Sternen

Liebe und Verrat im Schatten der Mauer.
Jana ist fünfzehn, lebt mit ihren linientreuen Eltern in der DDR und ist zum ersten Mal verliebt. In Jakob. Aber ihre Eltern verbieten ihr den Umgang mit Jakob. Sie nennen ihn einen Staatsfeind. Außerdem hatJakobs Familie einen Ausreiseantrag gestellt. Sieht Jana ihren Freund vielleicht bald nie wieder? Und dann verschwindet Jakob wirklich. Er landet im Gefängnis, weil es in seinem Land gefährlich ist, Kritik am System zu üben. Jana vermisst Jakob so sehr und macht sich schreckliche Vorwürfe. Hätte sie besser auf ihn aufpassen müssen? Wurde Jakob verraten? Und war das vielleicht sogar ihre Schuld?
Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls: ein brisantes Stück der DDR-Geschichte erstmals in literarischer Umsetzung, von der preisgekrönten Autorin des Erfolgsromans »Weggesperrt«.

Grit Poppe wurde 1964 in Boltenhagen an der Ostsee geboren. Sie studierte am Literaturinstitut in Leipzig. Von 1989 bis 1992 engagierte sie sich in der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“. Heute schreibt sie Bücher für Kinder und Jugendliche. Für ihren ersten Jugendroman „Weggesperrt“, der 2009 im DresslerVerlag erschien, wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur“. Grit Poppe lebt mit ihrer Familie in Potsdam.

Das Cover sagt schon sehr viel über den Inhalt aus. Eine junge Frau, sie steht mit dem Rücken zu uns, ihre Haare wehen im Wind. Sie schaut einem jungen hinterher der schon einiges entfernt ist. Wohin geht er wohl?
Es schaut aus, als ob ein Riss in dem Buchvover wäre. Zeigt schon das "Gespaltensein". Das alte Zeichen der DDR fehlt natürlich nicht da es ein markantes Symbol zu der damaligen zeit im Osten gewesen ist. Der Himmel ist wolkenverhangen. passt perfekt.
Der Titel des Buches in schwarz, sticht schon sehr hervor, im oberen Abschnitt des Buches. Alles in allem ein Bild was perfekt zum Inhalt passt, aber schon ein beklemmendes Gefühl in einem auslöst.

Der Schreibstil dieses Jugendbuches ist sehr angenehm. 
Es liest sich recht zügig, hat einen angenehme Jugendsprache ohne vulgär zu sein. Es ist genau so, wie man Jugendliche an ein Buch bekommt, dessen Inhalt nicht ganz leicht ist. 
So, das sie nicht nach ein paar Minuten aufhören, weil es zu trockene Kost ist.
Die Kapitel sind hier in einzelne Abschnitte unterteilt, die eine angenehme Leselänge haben. 
Sie werden abwechselnd aus der Sicht von Jana und aus der Sicht von Jakob geschrieben. Da sie aber jeweils mit Überschriften versehen sind ist dies kein Problem, man kommt nicht durcheinander.

Manche Abschnitte spielen in einer anderen Zeit. Dies wurde von der Autorin auch gut gelöst, indem diese Passagen kursiv abgedruckt sind und ebenfalls eine Überschrift haben. 

Spannung? Kann ein Buch mit solchem Inhalt "spannend" in dem Sinn sein, wie man es vielleicht erwartet? Sagen wir es mal so: Die Autorin schafft es perfekt, den Leser an dieses Buch zu fesseln. Aber nicht durch unerwartete Spannung, sondern eher durch leichtes Entsetzen, diese Unwissenheit die man hier heutzutage hat, dieses nicht verstehen, der damaligen Situation und das Handeln mancher Leute. 
Man leidet eher mit den Charakteren mit. Dies bleibt auch bis zum Ende so.

Dieses Buch bekam ich als Rezensionexemplar vom Dressler Verlag angeboten, vielen lieben Dank an dieser Stelle für die Ausgabe.
Neugierig wurde ich durch das Buchcover und den Klappentext. Es hat mich sofort bedrückt, aber auch neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht und ich "freute" mich, als ich es in den Händen hielt.
Man kommt von der ersten Seite an gut in die Geschichte hinein, bekommt direkt einen kleinen Einblick auf das was alles folgen wird.
Zuerst lernt man eine der Hauptpersonen kennen: Jana. Ein Mädchen aus gutem Hause. Sie ist brav, folgsam, widerspricht ihren Eltern  nicht und ist fleißig in der Schule. Genau so, wie man es von ihr erwartet.
Sie zieht vom Land in die Stadt, hat dort keine Freunde, kennt niemanden und muss sich an der neuen Schule zurechtfinden. Dort wird sie erstmal als Landei abgestempelt und hat es zu Beginn nicht wirklich leicht.
Auf der anderen Seite Jakob. Der aufmüpfige, der Rebell der Klasse. Mag sich nicht unterordnen, kommt mit den Strukturen im Staat nicht zurecht und wehrt sich. Die Folgen seiner taten bekommt er danach deutlich zu spüren.
Die beiden finden zusamen und einen aufregende Geschichte um Liebe, Verrat, Rebellion und Flucht beginnt.
Die Autorin schafft es sehr gut, die damalige Situation im Osten dem Leser ein wenig näher zu bringen. Man bekommt Einblicke in das Leben der ehemaligen DDR, wie streng die Regeln dort waren und was alles geschah, wenn man aus dem Raster fiel, wie die Regierung alle Zügel in den Händen hielt.
Was mit Leuten geschieht, die ihre Meinung kund tun und nicht nur stur mit dem Strom schwimmen.
Dass Liebe keine politischen Grenzen kennt, man sich für anderen ändert und damit auch gehörig Ärger bekommen kann, stellt Jana nach kurzer Zeit fest. 
Sie schließt sich Jakob und seinen Freunden an und erfährt, wie es ist, im eigenen Land Angst haben zu müssen. 
Keinem den sie sich richtig anvertrauen kann und so nimmt alles seinen Lauf.
Es ist eine wunderbare Geschichte zwischen zwei Liebenden in einem Land, der einem keine Freiheit gewährt. Die Gefühle beim lesen fahren Achterbahn. Man merkt die Bedrückung die geherrscht haben muss, diese Hilflosigkeit. 
Man ist entsetzt über die Regeln, das man keine Meinungsfreiheit haben darf und sich einfach nicht entfalten kann. Das viele dort rebellieren und an Flucht denken, ist nach diesem Buch absolut nachvollziehbar.
Es ist wahrlich keine Leichte Kost, es ist ein schweres Thema, aber die Autorin schafft es ganz hervorragend, dieses brisante Thema in einem Jugendbuch zu verarbeiten.

Das Ende war dann ein wenig abzusehen, rundet das ganze aber auch schön ab. 
Ein Buch, welches sowohl sehr bewegend ist, fesselnd von Anfang bis Ende, nachdenklich werden lässt und doch so viel Hoffnung ausstrahlt.