Rezension

Sehr gefühlvoller New Adult Roman…

Truly - Ava Reed

Truly
von Ava Reed

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sehr gefühlvoller New Adult Roman…

Der New Adult Roman „Truly“ von Ava Reed ist am 27.05.2020 im LYX-Verlag erschienen und spielt in Seattle.

Andie hat es endlich geschafft. Der erste Schritt ihres großen Traums ist getan. Zwar steht sie ohne Wohnung, ohne Geld und ohne Job in Seattle da, doch dafür hat sie ihre beste Freundin June, die sie erstmal bei sich aufnimmt. Schon seit Kindertagen steht für die beiden fest, dass sie zusammen an der Harbor Hill University studieren. Das lassen sich die Zwei jetzt bestimmt nicht mehr kaputt machen. Und tatsächlich scheint Andie auch mal Glück zu haben, denn die findet schneller als gedacht einen Job. Nur sieht sie sich dort mit dem schweigsamen und unnahbaren Cooper konfrontiert, der sie völlig durcheinanderbringt. Und obwohl sie spürt, dass ihre Sorgen dadurch nicht weniger werden, kann sie nicht aufhören an ihn zu denken. Vor ihnen liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen schönen Momenten, aber auch schwierigen Situationen und ihrem inneren Konflikt, ob sie sich auf den anderen einlassen sollen und ihm vertrauen können.

Zwei Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich insgesamt glücklich und zufrieden zurücklässt.

Das Cover ist ein Traum und es passt wunderbar zu dieser Geschichte und in das Genre.

Der Klappentext hatte mich sofort. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und vermittelt eine erste Lesestimmung. Zwar hört es sich nach einem „typischen“ New Adult Roman an, aber das ist genau nach meinem Geschmack.

Andie hat es endlich geschafft. Sie ist in Seattle angekommen und wird bald ihr Studium beginnen. Sie hat eine ziemlich harte und anstrengende Zeit hinter sich, doch sie hat alles getan, um ihr Ziel zu erreichen. Und obwohl sie es geschafft hat, ringt sie innerlich ganz schön mit sich. War das wirklich der richtige Schritt? Sie lässt ihren jüngeren Bruder und ihren Vater allein zurück, die nach dem Tod der Mutter etwas hilflos wirken. Andie hat in Seattle keine Wohnung, zu wenig Geld und auch keinen Job. Trotzdem geht sie dieses Wagnis ein und muss lernen, dass nicht immer alles so läuft, wie man es geplant hat. Schneller als sie gucken kann, steht sie nämlich ohne Dach über dem Kopf da. So muss Andie einige Hürden nehmen, um ihrem Ziel immer ein Stück näher zu kommen, doch sie gibt nie auf, kämpft immer weiter. Doch sie lernt auch, dass sich wieder neue Wege auftun. Andie ist eine sehr aktive Hauptfigur, die eine nachvollziehbare Entwicklung durchmacht. Ich fand sie supersympathisch und ich habe bis zum Schluss mit ihr mitgefiebert und mitgelitten. Sie strahlt etwas sehr Positives und Warmes aus. Wirklich toll!

Mit Cooper musste ich erst ein wenig warm werden, doch relativ schnell wurde mir dann doch klar, dass er ein guter Kerl ist. Aber auch er hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen und das macht es für Andie und ihn sehr schwer. Aber er gibt sich große Mühe, Andies Herz zu erobern. Ihm ist auch bewusst, welche Probleme er hat und er erkennt, dass er Hilfe braucht, doch so schnell kann er eben nicht aus seiner Haut bzw. kann die Vergangenheit nicht einfach so auslöschen. Trotzdem stellt er sich allen Problemen und kämpft für sein Ziel. Cooper macht ebenfalls eine großartige Entwicklung durch, ist sehr aktiv und auch sympathisch, obwohl er anfänglich etwas grummelig wirkte. Ich mochte ihn sehr und finde die beiden ergänzen sich prima und sie sind ein tolles Paar.

Auch alle anderen Figuren fand ich sehr gelungen. Owen als Ekelpaket, Sara als rachsüchtige Mitbewohnerin. June als beste Freundin fand ich einfach nur genial. Und Mason, Arbeitgeber, Mitbewohner, Kumpel ist auch ein cooler Typ mit einem Riesenherz. Auf die Geschichte der beiden bin ich schon sehr gespannt. Auf jeden Fall hat man mit ihnen unheimlich Spaß und es gibt einiges zu lachen. Besonders gefallen hat mir, dass June eine sehr selbstbewusste weibliche Figur ist und dass sie echt besonders ist, für mich einzigartig. Jede Figur hatte auf jeden Fall ein Ziel bzw. eine eigene Motivation und hat die Hauptgeschichte ergänzt und rund gemacht. Ich habe mich in dem Figurenkreis sehr wohl gefühlt. Auf jeden Fall wird es nie langweilig!

Die Handlung fand ich auch sehr gelungen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit kleineren und größeren Konflikten und überraschen Momenten entwickelt. Für mich war es durchweg spannend und zu keiner Zeit langweilig. Auch das Thema ist für meinen Geschmack super beleuchtet werden. Das Ende hat mir insgesamt gut gefallen, nur mochte ich nicht, dass die Szene vor dem Epilog zweimal erzählt wurde. Zwar einmal aus der Sicht von Andie und einmal aus Cooper Sicht, aber mich hat es irgendwie gestört. Das ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Ansonsten hat mir das Ende sehr gut gefallen. Es war genau richtig dosiert.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 33 Kapitel + Prolog + Epilog, die in der ICH-Form im Präsens abwechselnd aus Andie’s und aus Cooper’s Sicht geschrieben wurden. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, weil ich so immer wusste, was in den beiden Hauptfiguren vorging und warum sie, wie gehandelt haben.

Der Schreibstil ist einfach nur großartig. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind frisch und frech und passen zur Geschichte und in dieses Genre. Auch eine gewisse Individualität lässt sich je nach „Figur“ erkennen. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben mir ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert. Auch die Darstellung der emotionalen Ebene fand ich sehr gelungen. Ich habe mit den Figuren mitgefühlt und das war großartig. Eine bestimmte Partizipien-Formulierung hat mich ein wenig in meinem Lesefluss gestört und zwar liest man häufiger „Tief einatmend halte ich inne…“ oder „Schwer schluckend…“ oder …ich sehe sie in der Küche stehend.“ Dafür entsteht aber während des Lesens eine wirkliche angenehme, harmonische Stimmung, die mich total eingenommen hat. So etwas erlebe ich äußerst selten. Wirklich großartig!

Mein Fazit nach 384 Seiten:

„Truly“ zeigt sehr ehrlich, wie schwierig es am Anfang einer Beziehung bzw. während der Kennenlernphase sein kann, sich gegenseitig zu vertrauen und über seine Ängste und Sorgen zu sprechen. Doch nur dadurch kann eine stabile Vertrauensbasis aufgebaut werden.

Wer einen gefühlvollen New Adult Roman sucht, der in Seattle spielt und das Thema „Vertrauen“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein. 

Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Kaufempfehlung (4,5/5 Sternen), weil ich die Figuren sehr gelungen, authentisch und sympathisch fand und die Handlung durchweg spannend war. Der Schreibstil ist toll und es entsteht eine wirklich einzigartige Lesestimmung. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab für das „Vor-Ende“, also die doppelt erzählte Szene und für die Partizipien-Formulierungen, die mich in meinem Lesefluss doch etwas gestört haben.

Insgesamt ist es aber ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Ava Reed für diese Geschichte.