Rezension

Sehr spannend

Der blonde Hund -

Der blonde Hund
von Kerstin Ehmer

Bewertet mit 5 Sternen

In einer kalten Novembernacht landet ein bayrischer Journalist in einem Berliner Kanal. Kommissar Spiro und sein Kollege Bohlke werden mit den Ermittlungen betraut. Zuerst scheint der Fall klar und der Tote Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein, doch schon bald stößt Spiro auf Ungereimtheiten. Zeugen blocken ab, erzählen nur die halbe Wahrheit und beteuern immer wieder, welch angesehene Person der Tote gewesen ist, obwohl die Ermittlungen ein ganz anderes, eher unrühmliches Bild zeichnen.

Der blonde Hund ist bereits der dritte Fall um den Ermittler Ariel Spiro. Das Buch erzählt einen in sich angeschlossenen Fall und kann gut einzeln gelesen werden. Der Leser sollte sich allerdings nicht wundern, wenn die Lust auf die Vorgänger geweckt wird. 

Die Autorin schreibt spannend und packend, der Leser wird eingesogen in die Zeit der goldenen Zwanziger in Berlin. Golden ist hier aber nur die Fassade, den auf den zweiten Blick entpuppt sich schnell, welcher Schmutz sich in den opulenten Salons der feinen Gesellschaft verbirgt. 

Die Kriminalgeschichte führt den Leser durch ganz Deutschland und gibt Einblick in geschichtliche Hintergründe, die mir teilweise unbekannt waren. Sehr eindrucksvoll gelingt es der Autorin die überall sichtbaren Zeichen des beginnenden Nationalsozialismus in die Geschichte einzubauen, ebenso die Sorglosigkeit mit der diesem Phänomen begegnet wird. Mit meinem heutigen Wissen wollte ich die Figuren mehr als einmal zurufen - wacht auf, tut das nicht ab, seid wachsam, aber es hätte eh nichts genützt. Ich habe fast bestürzt registriert, dass es viele Parallelen zum heutigen Umgang mit solchen politischen Strömungen gibt und wie gefährlich es ist, diese zu verharmlosen, oder zu ignorieren. 

Kerstin Ehmer hat einen sehr spannenden klassischen Krimi mit historischen Bezügen geschrieben. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass dies nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre ist, in diesem Fall aber war ich direkt in der Lektüre drin und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Die Verbindung von Kriminalfall, Figuren und Zeitgeist ist unglaublich gut gelungen. Die Nebenschauplätze um Spiros Beziehung zu Nike, deren Abstecher ins Übersinnliche, oder Bohlkes Aufarbeitung seiner Kriegserlebnisse runden die Geschichte perfekt ab. 

Das Buch ist ein echter Tipp für Krimifans, der hoffentlich noch einige Fortsetzungen bekommt.