Rezension

Sherlock trifft auf Doctor Who

Jackaby - William Ritter

Jackaby
von William Ritter

Die Geschichte wird aus der Sicht von Abigail Rook erzählt, einer Frau (leider habe ich nicht herausgefunden, wie alt die Charaktere sind), die ihrem privilegierten Leben entflohen ist, um Abenteuer zu erleben. Leider hat das nicht so funktioniert, wie sie sich das vorgestellt hat. Doch zurück zu ihren Eltern will sie auch nicht, deshalb landet sie 1892 in New Fiddleham, New England, auf der Suche nach einer Unterkunft und Arbeit.

Schnell trifft sie auf den mysteriösen R. F. Jackaby, einen Detective, der die Fähigkeit besitzt, Übernatürliches zu sehen, was ihm den Ruf eingebracht hat, ein ziemlicher Spinner zu sein. Abigail lässt sich davon nicht abschrecken und wird zu seiner neuen Assistentin. Kaum hat sie ihren neuen Job angetreten, schon überschlagen sich die Ereignisse und sie steckt tief in ihrem ersten Fall an Jackabys Seite.

Meinung:

Das erste, was ich von „Jackaby“ gehört habe war, dass es eine Mischung aus „Sherlock“ und „Doctor Who“ ist. Und das stimmt absolut, finde ich. Jackaby ist ein sehr ungewöhnlicher Mensch, der zwar blitzschnell Schlüsse ziehen kann, auf sozialer Ebene aber nicht gerade brilliert. Er haut oft Dinge raus, ohne darüber nachzudenken, wie sie auf andere wirken, weswegen er des Öfteren recht beleidigend wirken kann, ohne es zu merken. Auch erwartet er viel von seiner neuen Assistentin, sie muss immer mitdenken und alles genau beobachten - doch das kann sie sehr gut. Ihr „Talent“ ist es, das Gewöhnliche zu sehen, das anderen vielleicht nicht auffällt. Dadurch eignet sie sich sehr gut für den Job als seine Assistentin.

Beide ergänzen sich - er als Detective, dem die übernatürliche Welt vertraut ist, wie seine Westentasche, und dem es egal ist, was die Welt von ihm hält und dadurch oft Probleme mit der Polizei hat; sie als bodenständige, tatkräftige Macherin, die zwar oft keine Ahnung hat, wovon er redet, aber trotzdem an seiner Seite bleibt und versucht, ihn auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Abigail ist dadurch quasi das Bindeglied zwischen der übernatürlichen und der realen Welt.

Leider fand ich, dass Abigail im Laufe der Geschichte etwas in den Hintergrund gerückt ist und blass neben Jackaby gewirkt hat. Klar, so eine starke Persönlichkeit wie er nimmt viel Platz ein, aber sie hatte etwas von einem Sidekick, der zwar immer wieder hilft, aber nicht Mittelpunkt der Geschichte ist. Immer mal wieder kam sie zum Vorschein, vor allem gegen Ende, aber ich habe mir etwas mehr „Präsenz“ von ihr gewünscht.

Die Geschichte selbst hat mich oft etwas ratlos zurückgelassen, da man - wie Abigail - auch als Leser nicht erfährt, was in Jackabys Kopf vor sich geht. Oft habe ich mir gewünscht, dass er doch endlich mal erklärt, was er gerade herausgefunden hat. Stattdessen musste man bis zum Ende warten, bis viele Mysterien geklärt wurden, was mich doch etwas ungeduldig gemacht hat.

Die Story schreitet schnell voran, ich bin manchmal nicht ganz mitgekommen, weil mir alles einen Tick zu hastig war. Es ist ein kurzweiliges Buch und trotzdem habe ich Tage dafür gebraucht. Es hat leider nicht geschafft, mich zu fesseln. Mir hat die Spannung gefehlt, darum habe ich es oft aus der Hand legen müssen.

Alles in allem ist Jackaby eine nette Fantasy-Mystery-Geschichte um einen exzentrischen Detective und seine unternehmungsfreudige Assistentin, die auf unkonventionelle Weise versuchen, eine Mordserie zu lösen. Empfehlenswert für „Sherlock“-Fans!