Rezension

Shipstead, Maggie - Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit - Maggie Shipstead

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit
von Maggie Shipstead

Bewertet mit 3.5 Sternen

Autorenportrait:
(Quelle: Buchcover/Verlag)
Maggie Shipstead, geboren 1983 in Mission Viejo, Kalifornien, kam mit 18 erstmals mit der amerikanischen Ostküste in Berührung: als sie in Harvard Amerikanische Literatur studierte. Anschließend besuchte sie den berühmten Iowa Writers´Workshop, den sie mit einem Master abgeschlossen hat. "Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit" ist ihr erster Roman und wurde der mit dem Dylan Thomas Prize 2012 ausgezeichnet.

Kurzbeschreibung:
(Quelle: Buchcover/Verlag)
Winn van Meter hielt sich immer an die Regeln. Er ist ein reicher North-Easterner, großzügig und von trockenem Humor, auch wenn er in der Garage einen Tennisball aufhängt, um klar zumachen, wo exakt der Wagen geparkt zu sein habe. Mit einem Harvard-Abschluss, einer Mitgliedschaft in den richtigen Clubs, einer Ehefrau mit Herkunftsnachweis und einem angemessen bescheidenen Sommerhaus auf einer der vornehmen Ostküsten-Inseln, ging er davon aus, er werde seinen 60. Geburtstag mit der Gelassenheit eines Mannes entgegensehen, der gut gelebt und sein Leben im Griff hat. Doch weder die Familie noch sein Unterbewusstsein kooperieren. Daphne, seine ältere Tochter, schwanger und uneinsichtig, beabsichtigt zu heiraten. Die jüngere Tochter Livia muss sich von einem Nervenzusammenbruch erholen, und Winn, von der schmerzhaften Erkenntnis gebeutelt, niemals wirklich zum inner circle der besseren Gesellschaft gezählt zu haben, wird feststellen, dass er, entgegen guter Vorsätze, noch immer verrückt nach einer von Daphnes Freundinnen ist...

Meine Meinung:

Die Handlung des Romans ist auf drei Tage festgelegt. Am Samstag findet die Hochzeit von Daphne van Meter, der ältesten Tochter von Winn, statt. Donnerstag und Freitag sind der Vorbereitungen gewidmet.

Winn van Meter, Familienvater und ein Mensch, der stets bemüht ist das Richtige zu tun, und all sein Wesen darauf ausrichtet zu den besseren Kreisen der Gesellschaft gezählt zu werden, wozu auch seiner Meinung nach, die Zugehörigkeit zu den "richtigen" und angesehenen Clubs gehört, hat es nicht ganz so einfach in dem kleinen Universum seiner Familie, in dem er als ein Mann zu der deutlichen Minderheit zählt.

Seine Frau Biddy und die Töchter Daphne und Livia machen seine Familie aus: leider sind die Töchter nicht gerade das,  was Winn sich unter "Kinder haben und wünschen" vorgestellt hat - ein Wunsch nach einem Nachfolger blieb  für Winn unerfüllt.

Außerdem gibt es da noch die Freundinnen von seinen Töchter, z.B. sexy Agatha - dessen Anblick Winns Gedanken immer noch auf seltsame Abwege geraten lässt, oder Celecte, die Schwester seiner Frau, die man ohne einem Getränk in der Hand, ganz gleich zu welchen Tageszeit, nicht vorstellen kann und noch einige andere  weibliche Wesen, die über Schuhe, Kleider, Sitzordnung, Gästeliste, Blumengestecke, Essen und sonst noch alles, was zu einer Hochzeitsvorbereitung gehört, plaudern.
Nein, der Winn hat es nicht leicht...

Dazu kommt noch, dass er nicht das Gefühl hat, alles gut und richtig gemacht zu haben, Winn wird von der Zweifeln geplagt, nicht nur was seine eigene Person betrifft, auch als Vater hat er hin und wieder das Gefühl, versagt zu haben...
Wie auch anders, wenn seine ältere Tochter hochschwanger heiratet, und seine jüngere gerade erst was schlimmes erlebt hat, oben drauf sich von ihrem Freund trennte, und versucht das Erlebte zu verarbeiten... Das sind die Sorgen, die Winn plagen...
Gerade in solchen Zeiten kommt immer wieder der Wunsch nach einem Sohn hoch.
 
Ein unterhaltsamer Roman, der stellenweise nachdenklich stimmt, zuweilen melancholisch klingt, an manchen Seiten den Leser mit der geballten Ladung an Turbulenzen einer Familie überfällt und auch eine humorvolle Seite hat.
Der Charakter des Hauptprotagonisten Winn van Meter fand ich besonders gut gelungen, all die anderen blieben, meiner Meinung nach, ein klein wenig auf der Strecke, obwohl der Leser sich durchaus einen sehr guten Bild von allen machen konnte.
Mit Liebe zum Detail wurde jeder, der an dem Schauspiel: "Hochzeitsvorbereitungen in der Familie van Meter" teil genommen hat, skizziert.
Mir persönlich fehlte emotionaler Bezug zu den Charakteren, die Sorgen und Gedanken des Familienoberhaupt waren zwar nachzuvollziehen, haben mich aber nicht in die Bann der Empathie gezogen. Es gab für mich in dem Roman keinen besonderen Sympathieträger, was für mich ein wesentlicher Aspekt ist.
Ich kann mir vorstellen, dass ein Buch der Autorin mit Protagonisten, die mich persönlich eher angesprochen hätten, hätte meine Begeisterung geerntet, denn vom Schreibstil hat es mir gut gefallen.