Rezension

Sie werden ja so schnell erwachsen...

Oksa Pollock - Der Treubrüchige - Cendrine Wolf, Anne Plichota

Oksa Pollock - Der Treubrüchige
von Cendrine Wolf Anne Plichota

*Worum geht's?*
Vulkane brechen aus, meterhohe Wellen setzen ganze Städte unter Wasser und Erdbeben auf der ganzen Welt brechen Rekorde auf der Richterskala. Die Unruhen in Edefia schlagen sich auch auf das Da-Draußen aus und bedrohen die Existenz beider Welten. Den Rette-sich-wer-kann bleibt nach ihrem letzten Abenteuer keine Zeit um auszuruhen, denn wenn sie nicht sofort handeln, ist alles verloren! Doch bevor sich Oksa und ihre Freunde auf die Suche nach dem Tor nach Edefia machen können, müssen sie zuerst Oksas Mutter Marie aus den Fängen der Treubrüchigen retten und Dragomiras Medaillon vom bösen Orthon zurückgewinnen. Im Versteck der Treubrüchigen kommt es zu einem dramatischen Kampf der Kontrahenten, der einen Ausgang nimmt, den nie jemand für möglich gehalten hätte: Um die Welten zu retten, müssen sich die Rette-sich-wer-kann mit den Treubrüchigen verbünden...

*Kaufgrund:*
Nach zwei großartigen Bänden der "Oksa Power-Pollock" war ich ganz gespannt, wie es weitergehen würde!

*Meine Meinung:*
Was für ein Chaos! Naturkatastrophen von solch extremem Ausmaß, wie es nie jemand zu träumen gewagt hätte, versetzen das "Da-Draußen" in Angst und Schrecken. Grund dafür sind die Unruhen Edefias, dem Herzen der Welt, und nur Oksa kann das Gleichgewicht wiederherstellen. Doch wie ist es überhaupt so weit gekommen? Wer sich nicht mehr genau an die Geschehnisse aus den Vorgängern erinnert, muss nicht verzagen: Durch ein kurzes, dennoch prägnantes Wiederholungskapitel zu Beginn des Buches werden die alten Erinnerungen ruckzuck wieder aufgefrischt!

Anschließend geht es genau dort weiter, wo "Oksa Pollock. Die Entschwundenen" gemeinerweise mit einem bösen Cliffhanger aufgehört hat. Augenblicklich ist man wieder der "Oksa-Mania" verfallen, denn der mittlerweile dritte Roman der Reihe legt bereits auf den ersten Seiten ein rasantes Tempo an den Tag, von dem man sich einfach mitreißen lassen muss. Zeit zum Verschnaufen bleibt weder für die Rette-sich-wer-kann, die die Welten retten müssen, noch für uns Leser: Der dritte Band gönnt uns, haben wir erst einmal mit dem Lesen begonnen, bis zum Schluss keine Pause. Es wird gereist, gekämpft und gerätselt, was das Zeug hält!Oksa schafft es wieder einmal mit Leichtigkeit, uns bedingungslos an die Seiten zu fesseln. Spannung pur, allerdings mit einer härteren Atmosphäre, als man sie bisher von "Oksa Pollock" kannte.

Nach einer langen, zähen Reise durch das Da-Draußen dürfen wir zusammen mit Oksa zum ersten Mal die Welt Edefia erleben, von der Dragomira stets zu schwärmen gepflegt hat. Doch zu welchem Preis...! Die Rette-sich-wer-kann müssen enorme Verluste erleiden, um in die ferne Welt zu gelangen, die sich im Laufe der Zeit drastisch verändert hat. Das Böse regiert nun in Edefia und es hat nicht vor, seine Stellung kampflos aufzugeben. Große Opfer müssen gebracht werden, die die Spannung in "Oksa Pollock. Der Treubrüchige" ins Unermessliche wachsen lassen. Typisch Plichota und Wolf, ärgert das Autorinnenduo ihre Leser auf mittlerweile bekannte und verhasste Art: Genau dann, wenn es nicht sein darf, lässt ein gemeiner Cliffhanger verzweifelt auf die noch viel zu weit entfernte Fortsetzung warten.

Sie werden so schnell erwachsen... Was für heranwachsende Kinder gilt, gilt natürlich auch für die Junge Huldvolle. Durch schwierige Situationen und fürchterliche Ereignisse wird Oksa wortwörtlich dazu gezwungen, ihre Kindheit hinter sich zu lassen und einen großen Schritt Richtung Erwachsenwerden zu gehen. Von dem mutigen Ninja-Mädchen, das im ersten Buch noch mit ihrem besten Freund herumgetobt hat, ist in "Der Treubrüchige" kaum noch etwas zu spüren. Nun übernimmt eine jugendliche Oksa die Hauptrolle, die stark mit ihren Gefühle zu kämpfen hat. Aber Entwicklung hin oder her, Oksa ist schließlich immer noch Oksa und kann uns mit ihren sympathischen Art und ihrem losen Mundwerk zum Schmunzeln bringen.

Für die Buchreihe ist dies trotzdem eine enorme Veränderung, die die Leserschaft sicherlich mit gemischten Eindrücken zurücklassen wird: Während einige die junge Oksa vermissen werden, werden andere von der enormen Entwicklung beeindruckt sein. Ich persönliche stehe zwischen den beiden Positionen. Als großer Fan der kindlichen Oksa bin ich einerseits sehr enttäuscht, sie gehen lassen zu müssen; andererseits bin ich vom Sprung des Kinderbuches zum Jugendroman positiv überrascht. Anne Plichota und Cendrine Wolf haben ihre Protagonistin zusammen mit ihren jüngeren Lesern heranwachsen lassen. Gemeinsam erleben sie die Tücken des Erwachsenwerdens, die erste Liebe und das pubertäre Chaos, wodurch sie noch enger aneinanderwachsen!

Nun, da sich "Oksa Pollock" offiziell in die Regale der Jugendbücher mischen darf, darf eine Liebesgeschichte mit typischem Dreiecksgeflecht selbstverständlich nicht mehr fehlen. Was sich spätestens im zweiten Band ankündigte, wird nun voller Ernst: der geheimnisvolle Tugdual hat Oksa den Kopf verdreht, aber ihr Herz hat er noch nicht völlig für sich gewonnen. Auch Oksas bester Freund Gus sorgt bei der Jungen Huldvollen für ein kleines Kribbeln in der Magengegend, das stärker zu werden droht. Anne Plichota und Cendrine Wolf haben sich nichts wirklich Neues ausgedacht. Die Liebesgeschichte nimmt ihren gewohnten Lauf und kann besonders Vielleser nicht umhauen, aber sie dennoch zum Lächeln bringen. Es sind die großartig beschriebenen jugendlichen Gefühle der ersten Liebe, die sowohl jüngere als auch ältere Leser absolut nachvollziehen können. Wenn man während des Lesens einfach mit einem Grinsen im Gesicht zustimmend nicken kann, dann haben es die Autorinnen definitiv richtig gemacht und die Parallelen sind ganz und gar unwichtig geworden.

In "Oksa Pollock. Der Treubrüchige" wird man mit neuen Gesichtern geradezu überrannt. Wer bisher allen Namen eine Person zuordnen konnte - es war ja bereits eine beträchtliche Anzahl an Namen, die sich in den ersten zwei Bänden angesammelt hatte -, der wird spätestens jetzt den Überblick verlieren. Ganze 31 Rette-sich-wer-kann, 28 Treubrüchige, unzählige phantastische Figuren und dazu noch ein paar Persönlichkeiten der Vergangenheit spielen im dritten Band der Serie eine Rolle. Auch wenn nicht alle Charaktere beim Namen genannt werden, wird es bei der Masse der handelnden - und leider oberflächlich bleibenden - Personen sehr unübersichtlich. Das Autorinnenduo hätte sich lieber auf ihre bisherigen Charaktere konzentrieren und sie weiter vertiefen sollen, denn selbst die bekannten Gesichter kommen zu zu knapp und werden kaum näher beleuchtet. Zumindest ein Namensregister wäre hilfreich gewesen! Wer weiß, vielleicht schreiben die Autorinnen bereits an einem Handbuch zur Reihe, indem es neben einem "Wer ist wer in Oksa Pollock" auch einen Familienstammbaum und eine Übersicht der unterschiedlichen Wesen gibt? Ich würde es mir jedenfalls wünschen!

*Cover:*
Nanu? Irgendwie sieht Oksa anders aus! Anike Hage hat mal wieder ein wundervolles Cover für die "Oksa Pollock"-Reihe geschaffen, das nicht nur im typischen Stil der Serie bleibt, sondern auch noch großartig zum Inhalt passt! Gute Arbeit!

*Fazit:*
"Oksa Pollock. Der Treubrüchige" schlägt neue Töne an und lässt die Reihe um die Junge Huldvolle mitsamt Liebesgeschichte und härterer Atmosphäre vom Kinder- zum Jugendbuch heranwachsen. Trotz einiger Veränderungen steht der dritte Band seinen Vorgängern in nichts nach, im Gegenteil! Es wird noch spannender, aufregender und atemloser! Leider kommen viele Charakter, vor allem die neuen Gesichter, neben der Geschichte zu kurz. Für einen ungeheuren Lesespaß mit schwächelnden Nebenfiguren vergebe ich ' immer noch im "Oksa-Fieber" - 4 Sterne!