Rezension

Sinnsuche als Matrix - oder: Ist der Weg wirklich das Ziel?

Das Wenige und das Wesentliche -

Das Wenige und das Wesentliche
von John Düffel

Bewertet mit 4 Sternen

John von Düffel befindet sich in klösterlicher Abgeschiedenheit in Torri Superiore/Ligurien. In der „Klarheit der frühen Stunde“ eines Neujahrsmorgens beginnt er sich mit existenziellen Fragen auseinanderzusetzen, die im Tageslauf aufeinander aufbauen. Wie lebe ich richtig? Was brauche ich wirklich? Wie kann ich das Wesentliche erkennen? Was motiviert mich? Wie kann ich im Zeitalter Elektronischer Medien eine voreilige Entscheidung wieder rückgängig machen? Was hat Autarkie mit Unabhängigkeit von Konsum zu tun? Schließen sich Genuss und Verzicht aus? In welchem Verhältnis stehen Erzählen und Zuhören zu einer Geschichte? Dabei dreht er den Spieß eingeschliffener Redensarten auch um und fragt z. B. Ist der Weg wirklich das Ziel? Der Autor dokumentiert seine Gedanken u. a. in Wortpaaren, einige kaum noch ohne einander denkbar (Krise/Chance), andere (Wollen/Brauchen, Wünschen/Verzichten), über deren Inhalte er zum Nachdenken anregen will.

Ein Stundenbuch, das ich umso wirksamer fand, je kürzer die Abschnitte waren, über die ich nachdenken konnte. John von Düffels Gedanken bilden matrixartig eine Netzstruktur, an deren Knotenpunkten mehr als nur Wortpaare miteinander verknüpft sind. Für den Autor als Langstreckenschwimmer treffen z. B. Training als Stein des Sisyphos auf Ehrgeiz, Zufriedenheit und Zeitlosigkeit. Mich hat der Cluster aus Wünschen, Konsum, Zufriedenheit und Stein des Sisyphos besonders angesprochen. Die Beschränkung auf die Buch-/Dateiform hat dabei meine Vorstellung von Matrix nicht überzeugend abbilden können.