Rezension

sobald in Gran eingelesen, genießt man hochklassige Krimiliteratur

Das Ende der Lügen - Sara Gran

Das Ende der Lügen
von Sara Gran

Bewertet mit 5 Sternen

Claire DeWitt, die selbsternannte Königin der Privatdetektive mit einer 100prozentigen Erfolgsquote, die bereits mit zehn Jahren wusste, dass sie die größte Detektivin werden wollte. Der Krimi zappt zwischen drei Zeitebenen hin und her, aktuell Oakland 2011, rückblickend auf Los Angeles 1999 und ihre Teeniezeit 1985. Im dritten Band der DeWitt-Reihe ist Claire nun 40 Jahre alt. Begnadete Kifferin, locker im Umgang mit Elektroschocker und Waffe, knackt sich ein Fahrzeug, wenn sie eines braucht, ein „devil in disguise“.

Ihre Fälle haben niedliche Bezeichnungen, sind aber für DeWitt nur Rätsel.

Und doch hat es jemand auf sie abgesehen und bei einem Zusammenstoß mit demjenigen verfehlt sie ein riesiges Stück Metall nur knapp. Es wird also Zeit, denjenigen ausfindig zu machen.

Worum geht es eigentlich? 1999, das Rätsel des KBSE, kalifornisches Büro für Sicherheit und Ermittlungsdienstleistungen (CBSIS unbedingt recherchieren). DeWitt fehlen 400 Fallstunden für ihre Lizenz. Ob das der Wahrheit entspricht ist egal, wer Sara Gran liest, muss die Realität hinter sich lassen. Er betritt eine neue Welt und dort ist nichts sicher. Dialoge sind einerseits aus dem Leben gegriffen und doch leicht abgehoben. Gran versetzt den Roman mit Sinnsprüchen. Wer darüber nachdenkt, muss stets zweifeln, ob er gewitztem Geschwafel, eloquentem Wortmikado aufsitzt oder tatsächlich auf eine unkonventionelle Denkart trifft.

„Ich verstand nicht mehr genau, worum es hier eigentlich ging,“ fragt sich DeWitt und der Leser natürlich ebenso.

„Das Leben war nur ein langer, unendlicher Asphalt“ und Jahre später der erste Fall des unendlichen Asphalts 2011.

Das Alter ist mehr als verstrichen Zeit. Das Alter ist die Zeit, die einen Menschen bricht – seinen Willen, sein Herz, seine Überzeugungen.“

„Also wir haben gerade darüber gesprochen, wie kompliziert das Leben manchmal sein kann. Wir alle wollen gut sein. Also die meisten von uns. Man trifft kaum jemanden, der von sich behauptet, er sei ein schlechter Mensch.“

Den Erzählstil kann man nur schnoddrig bezeichnen, genauso wie man sich DeWitt vorstellen kann, rotzig und kodderig. Wirklich nur am Anfang vermutet man „literary junk food“, doch sobald in Gran eingelesen, genießt man hochklassige Krimiliteratur, auch DeWitt wird wieder ein Mensch.

Kapitel 18. „Cynthis Silverton & das Beinhaus“, eine grandiose, perfekte Vorlage für ein Comic.

„Claire DeWitt gewinnt immer“, ihre Überlebensstrategie.