Rezension

Solide Unterhaltung

Der Grabschänder - Carol Grayson

Der Grabschänder
von Carol Grayson

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt laut Klappentext:

Nathan Lynch, Professor der Archäologie an einer New Yorker Universität,
ist im Besitz eines geheimnisvollen Amuletts und kommt dadurch einer
Verschwörung der Vampire auf die Spur. Diese werden angeführt von Count
Simon Ariel Langsley und seinem Sohn Damian. Sie manipulieren die
Menschheit bereits seit Jahrhunderten und wollen die gefallenen Engel
auf ihre Erweckung vorbereiten, um so den Himmel zurück zu erobern.
Gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Aurelia Gravenport macht sich Lynch
auf die Suche nach der einzigen Waffe, die das Gelingen dieses Plans
noch verhindert kann: Das Schwert des Heiligen Michael.

“Der Grabschänder” weicht ziemlich von meinem üblichen Beuteschema ab. Wir haben hier keinen reißerischen Horrorschocker, sondern einen soliden und sehr abenteuerlichen Roman über Vampire und deren Jäger.
Professor Nathan Lynch, der oben erwähnte Archäologe ist ein sympathischer und abenteuerlustiger Vampirjäger, der mit seinem magischen Amulett Vampire aufstöbern kann. Zusammen mit Aurelia Gravenport erlebt er dabei einige sehr unterhaltsame Abenteuer.
Nathan Lynch ist der typische, leicht chaotische Professor, der mit seiner draufgängerischen aber überlegten Art prompt an den allseits bekannten Indiana Jones erinnert. Das macht ihn mir natürlich gleich sympathisch. Es hat Spaß gemacht, ihn auf seiner Jagd zu begleiten.
Die Vampire haben hier (Gott sei Dank) nicht ganz den Glitzerstatus á la Edward und Co. (na ja, vielleicht ein winziges bisschen), so dass dem twilightgenervten Leser überflüssige Schnulzenlängen erspart bleiben.
Allerdings gibt es in der Story einen interessanten Erklärungsansatz für den momentanen Vampirhype. Die Menschen sollen so nämlich an die Existenz der Vampire gewöhnt werden. Gar nicht so übel!
Natürlich bekommen wir auch ein bisschen Liebe und Leidenschaft geliefert. Die Menge und der Kitschgrad halten sich jedoch in dezenten Grenzen. Es gibt ein ausgewogenes Verhältnis von Erotik und Action. Man muss also kein Vampirfan sein, um an dieser Story Spaß zu haben. 
Ein kleiner Schuß Humor lockert ab und zu die Atmosphäre auf.
Ein schnörkelloser und geradliniger Schreibstil rundet das Lesevergnügen angenehm ab. Überflüssige Längen und detailreiche Beschreibungen stehen hier glücklicherweise nicht im Vordergrund, so dass ein stetiges Fortlaufen der Story nicht gefährdet wurde.
Diese Kontinuität wird noch durch das Fehlen von Kapiteln verstärkt. Einzelne Passagen sind lediglich durch Sternchen getrennt, was einen durchgängigen Lesefluß positiv unterstützt.
Da ich die Großdruckausgabe zu lesen bekam, erhöhte sich die Seitenzahl von ursprünglich 289 auf 475 Seiten, die ich aber sozusagen im Nullokommanichts weggelesen hatte. Sehr angenehm, mal keine Lesebrille zu brauchen.

Fazit:
“Der Grabschänder” ist ein sehr unterhaltsamer und abenteuerlicher Vampirschmöker, der nicht auf der aktuellen Vampirwelle mitschwimmt und nebenher auch Indiana Jones Fans glücklich macht.