Rezension

Solider Krimi

Schattenstill - Tana French

Schattenstill
von Tana French

Deine Vergangenheit ist ein Teil von dir, davor fliehen zu wollen is zwecklos.

Michael Kennedy ist Detective beim Dubliner Morddezernat. Kennedy war der Beste, doch sein letzter Fall ging schief. Sein Boss gibt ihm eine letzte Chance zu beweisen, dass er ein guter Detective ist.
Eine junge Familie wird in einem abgelegenen Dorf an der Küste tot aufgefunden. Brianstown – ehemals Broken Harbour – ist eine Neubausiedlung die vieles versprochen und nichts gehalten hat. Bauruinen, Bauschutt, keine Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, völlige Abgeschiedenheit.
Als Michael Kennedy mit dem Neuling Richie Curran dort eintrifft finden die beiden die Familie Spain tot in ihrer Küche. Zwei kleine Kinder ermordet, der Ehemann tot, die Frau hat schwer verletzt überlebt. Doch was ist hier passiert?
Für Kennedy scheint der Fall schnell klar, doch Curran bringt ihn dazu den Fall aus neuen Blickwinkeln zu betrachten, seine eigene Vorgehensweise zu hinterfragen. Während die Vergangenheit immer mehr in Kennedys Knochen kriecht wird der Fall undurchsichtiger, als zu Beginn gedacht.

“Schattenstill” ist ein klassischer Kriminalroman mit einem interessanten Fall und eigenständigen Figuren.
Tana French arbeitet mit sehr detaillierten Beschreibungen von Gerüchen und Geräuschen, was die Geschichte sehr real und greifbar macht. Die Figuren Michael Kennedy und Richie Curran harmonieren gut zusammen, denn der alte Hase wird von dem jungen Spund ordentlich auf Trab gehalten.
Der Mordfall der Familie Spain scheint auf den ersten Blick ein einfacher Fall zu sein und Kennedy ist sich sicher, dass er die Lorbeeren dafür schnell einstreichen kann. Doch es tauchen immer mehr Unstimmigkeiten auf und auch der Ort zehrt gehörig an Kennedys Nerven.
“Schattenstill” war für mich ein solider Krimi mit sympathischen Figuren, die liebevoll ausgearbeitet wurden. Auch der zu lösende Kriminalfall war spannend und ich wollte unbedingt hinter die Lösung kommen. Frau French hat mich da ordentlich hinters Licht geführt. Ich gehöre allerdings auch zu den Lesern, die nicht sofort auf den Täter kommen.

Michael Kennedy war mir unglaublich sympathisch und es war interessant zu lesen, wie er den Fall angeht – auch im Hinblick auf seine eigene Vergangenheit. Und doch konnte mich “Schattenstill” nicht zu 100% überzeugen. Mir fehlte einfach der Überraschungseffekt, das Wow-Erlebnis. Am Ende waren mir einfach noch zu viele Fragen offen.
Aber ich behalte Tana French auf jeden Fall im Auge.
Für Fans des klassischen Krimis auf jeden Fall empfehlenswert.