Rezension

Solider Reihenauftakt

Der Mitternachtsmord -

Der Mitternachtsmord
von T. A. Willberg

Bewertet mit 4 Sternen

London, 1958. Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Marion Lane bei ihrer Großmutter, bis sie mit Anfang 20 einen Job bei „Miss Brickett‘s gebrauchte Bücher und Kuriositäten“ angeboten bekommt. Doch hinter der Fassade der heruntergekommenen Buchhandlung befindet sich der Eingang zu Londons geheimnisvollster Detektei, die sich in den Tunneln und Gängen unter der Stadt erstreckt. Dort befindet sich Marion nun in ihrem ersten Ausbildungsjahr zur „Inquirerin“, als eine Kollegin brutal ermordet wird. Als dann noch ihr Mentor verdächtigt wird, muss Marion ihre eigenen Ermittlungen anstellen.

„Der Mitternachtsmord“ ist der Auftakt einer historischen Krimi-Reihe, deren dritter Originalband im Juni erscheinen wird. Die Handlung wird aus der Sicht der Protagonistin Marion erzählt, nur zu Beginn springen wir zu der Szene, die sich unmittelbar vor dem Mord abspielt. T.A. Willberg gelingt es dabei wunderbar, das Labyrinth unter London zum Leben erwachen zu lassen. Laut eigener Aussage lies sie sich dabei von den Tunneln unter Maltas Hauptstadt Valletta inspirieren, wo die in Südafrika geborene Autorin ihre Wahlheimat gefunden hat.

Der Handlungsort ist definitiv einer der Hauptanziehungspunkte der Geschichte. Darüber hinaus gefiel es mir sehr gut, dass Marion sich für Technik begeistert und hier durchaus ihren männlichen Mitlehrlingen überlegen ist. Auch wenn sie manchmal nicht die besten Entscheidungen trifft, ist sie auf jeden Fall eine starke Persönlichkeit. Für meinen Geschmack hätte sie jedoch ein wenig mehr Tiefe verdient, denn wir wissen zwar, worin Marion begabt ist, aber was macht sie ansonsten aus? Welche Ängste hat sie? Welche Träume? Generell bleiben alle Figuren, vor allem die anderen Lehrlinge, etwas blass, was sich hoffentlich in den Folgebänden ändert.

Für den eigentlichen Kriminalfall gibt es jede Menge Verdächtige, doch nach etwa der Hälfte des Buches ist die/der Schuldige gefunden und es strebt alles nur noch auf den letztendlichen Showdown hin. Hier hätte der Spannungsbogen etwas besser gehalten werden können – dennoch ein solider Reihenauftakt, der Spaß macht.