Rezension

Solider Reihenauftakt

Eisenblut - Axel Simon

Eisenblut
von Axel Simon

Bewertet mit 3 Sternen

Der Inhalt von Eisenblut ist komplex. Wir lernen nämlich nicht nur zwei Protagonisten kennen, sondern springen auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Aber beginnen wir erst einmal von vorne: Wir lernen einen Dieb kennen, der sich von einem Diebstahl zum nächsten hangelt. Wir ahnen noch nicht, was er mit der Handlung zu tun hat. 
Wir begegnen auch unserem Ermittler Gabriel Landow, der von Freunden Gabi genannt wird, was ich unfreiwillig komisch fand. Gabriel wartet auf den großen Erfolg und dieser scheint in greifbarer Nähe, als er einen lukrativen Auftrag bekommt. 
Wie im Klappentext bereits angedeutet, gibt es auch ein paar Morde, die wir live miterleben. Das machte die Geschichte für mich etwas komplex, weil wir gefühlt auf vielen Hochzeiten tanzen. Mir fehlte manchmal der Überblick und ich stolperte stellenweise etwas orientierungslos durch die Geschichte. Ich brauchte dann meist ein paar Minuten, um zu verstehen, in welcher Perspektive ich mich jetzt befand. 
Dennoch finde ich Gabriel Landow und den Dieb interessante Charaktere: Der eine muss Kriminalfälle lösen und weiß nicht so recht weiter. Der Andere denkt pragmatisch und kommt auf Ideen, die Landow noch nicht in Betracht gezogen hat. Außerdem gibt es da noch dieses eine Ereignis aus Landows Vergangenheit, das den Ermittler etwas nachhängt. 
Wir haben hier also Konfliktpotenzial, das auf mehreren Ebenen stattfindet. Das macht die Handlung aus meiner Sicht komplex aber auch spannend. Die Handlung sorgt nicht dafür, dass man den Krimi mal eben zwischendurch lesen kann. Das ist aber keinesfalls ein Nachteil. Ich fand es sehr angenehm, einen Krimi zu hören, der mich nicht nur aufgrund des Kriminalfalls, sondern auch aufgrund anderer Ebenen fordert. 
Kommen wir nun zur Hörbuch Gestaltung: Das Hörbuch befindet sich in einem schönen Digifile, was optisch einfach toll aussieht und sich auch schön im Bücherregal anschauen lässt. Der Titel ist gekürzt eingelesen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Kürzungen auch etwas mit den abrupten Szenenwechsel zu tun haben, die mir hier und da aufgefallen sind. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, dass uns viel Inhalt verloren gegangen ist. 
Das Hörbuch wird von David Nathan gelesen. Während er mir als dritter Interpret von der Gereon-Rath-Reihe nicht so gut gefällt, passt er hier hingegen sehr gut zur Geschichte. Als ich in die Hörprobe rein hörte, konnte er mich innerhalb von wenigen Minuten mit seiner Interpretation begeistern. 
Was für mich bei seiner Interpretation nach längerem Zuhören aber etwas schwierig war ist, dass es wenig Dialoge gab und sehr viel erzählt oder beschrieben wurde. So blieb David Nathan nicht viele Möglichkeiten die verschiedenen Handlungsstränge voneinander zu unterscheiden. 
Mit Axel Simons Schreibstil erlebte ich Höhen und Tiefen. Ich stellte fest, dass mir der Einstieg in Eisenblut unglaublich schwer fiel, weil mir die Orientierung fehlte. Wir haben zu Beginn unsere zwei Handlungsstränge: Den Dieb und Gabriel Landow. Diese beiden Handlungsstränge werden in Präsens erzählt. Mein Gehirn ist hier ziemlich clever und formt die Zeitform meistens in Vergangenheit um. Doch diesmal wollte mein Gehirn nicht so recht. Hinzu kam auch, dass Gabriel Landow immer wieder an Ereignisse aus seiner Vergangenheit denkt, die natürlich in einer anderen Zeitform geschrieben waren. Ich hatte also Mühe auseinanderzuhalten, wann wir uns in welcher Perspektive befinden und ob wir gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit unterwegs sind. 
Was mir an Axels Simons Schreibstil aber sehr gut gefällt ist, dass er seinen Schreibstil der damaligen Zeit anpasst. Seine Sätze sind lang und kennzeichnen sich durch einen anderen Gebrauch der Sprache. Er benutzt Wörter, die heutzutage nicht mehr aktuell sind. Diese Art eine Geschichte zu erzählen erinnert mich sehr an historische Romane. Und das höre ich sehr gerne, weil es etwas Schönes von unserer Sprache herausarbeitet, das in vielen Romanen gefühlt verloren geht. 
Was mir außerdem richtig gut gefällt, war dass Axel Simon beschreibt, aber ohne für Bilder in meinem Kopf zu sorgen, die ich dort eigentlich nicht haben will. Wie es sich für einen Krimi mit Morden gehört, darf natürlich auch ein bisschen Brutalität nicht fehlen. So muss sich beispielsweise ein Charakter auf schmerzhafte Weise von seinem Arm trennen, oder es wird auch schon mal eine Obduktion beschrieben. 
Es macht für mich aber einen Unterschied, ob ein*e Autor*in diese Szenen bis ins Detail beschreibt und sprachliche Bilder sucht, damit man diese Szenen möglichst nie wieder aus seinem Kopf bekommt, oder ob es bei den reinen Fakten bleibt. Axel Simon schenkte uns die Fakten und keine gruseligen Bilder, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Diese Fakten hat er aber so beschrieben, dass sie nicht etwa hohl oder langweilig wirkten. 
Gesamteindruck 
Eisenblut ist ein Reihenauftakt für Krimiliebhaber*innen, die eine ungewöhnliche Reihe suchen. Ich merke, dass ich den ersten Fall noch nicht ganz erfasst habe und gerade das fasziniert mich. Ich bin also sehr gespannt, wann wir Landows zweiten Fall zu hören bekommen.