Rezension

Sozialkritischer Roman mit falschen Erwartungen

Kalte Pfoten - Anna Ringberg

Kalte Pfoten
von Anna Ringberg

Bewertet mit 3 Sternen

Lasse wird 65 und möchte dies mit vielen Gästen feiern. Besonders freut er sich auf seinen Sohn Matti, den er viele Jahre nicht gesehen hat. Er sorgt für genügend Geschirr und Essen und putzt das Haus. Da verschwindet plötzlich sein Hund Boys, ein Whippetrüde den er über alles liebt.

Von Menschen und von Hunden, von der Liebe und vom Scheitern. Dieses Buch ist von der schwedischen Presse hoch gelobt worden: Beim Lesen wird einem ganz warm ums Herz. Ein glänzender Roman. Anna Ringberg erzeugt große Sympathie für ihre Figuren…
Leider habe ich dies nicht so empfunden. Ich sehe den Roman eher als Beschreibung eines trostlosen problembehafteten Lebens in einer schwierigen Gesellschaftsschicht.
Aus drei verschiedenen Perspektiven, aus der Sicht von Lasse, seinem Sohn Matti und seinem Hund Boys kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht. Alkoholprobleme, Gewalt, Kriminalität, Probleme mit dem Sozialamt sind die negativen Seiten der Geschichte. Auf der anderen Seite wird aber deutlich, dass Lasse seinen Sohn und seinen Hund sehr liebt. Für den Jungen hat er alles getan, um ihm eine schöne Kindheit zu bescheren, soweit es für ihn unter den gegebenen Umständen möglich war. Leider ist er an vielem gescheitert. Für seinen Hund sorgt er ebenfalls so gut wie es eben seinen Verhältnissen entspricht, denn der ist alles was ihm in seinem Leben geblieben ist.
Die Ausdrucksweise der Autorin ist oft ziemlich derb und sie beschreibt Dinge, die man so deutlich gar nicht wissen möchte.
Der Leser darf sich nicht vom Titelbild beeinflussen lassen und einen heiteren Tierroman erwarten. Die Erlebnisse des Hundes sind nicht immer schön und für Tierliebhaber eher schwer zu ertragen.
Wer sich mit anderen Erwartungen auf das Buch einlässt und gerne über tiefgründige, auch negative Perspektiven eines Lebens lesen möchte, der wird an diesem sozialkritischen Roman vielleicht Gefallen finden.