Rezension

Spannend, ungewöhnlich mit schwarzem Humor

Untat - Guido Rohm

Untat
von Guido Rohm

Der Autor lässt die beiden Journalisten, von denen wir überhaupt nichts näheres erfahren, in der Wir-Form erzählen.

Wie es zu dem Kontakt der Journalisten mit Oscar kommt, der eine Kindesentführung plant, wird uns nicht erzählt.

Die Geschichte ist in kurzen Kapiteln mit kurzen Sätzen geschrieben. Das gibt dieser Geschichte Spannung und Tempo. Wir erleben die 6 Tage, die die beiden Journalisten mit dem Entführer verbringen, mit. Die Journalisten führen keinerlei Gespräche miteinander. Sie schauen weg, wenn Oscar etwas mit dem Mädchen im Keller vorhat. Sie schauen da lieber DVDs, die Oscar von dem Geld, das er von ihnen "geliehen" hat, besorgt hat. Und trinken mit Oscar zusammen Bier und essen Chips. So langsam verkommen die Journalisten, waschen sich nicht mehr, rasieren sich nicht mehr, fangen das Rauchen an, trinken den ganzen Tag lang Bier und schauen Pornos an. Oder ist es Oscar? Oder sind wir damit gemeint, die Leser, die zusehen, wie Oscar das Mädchen entführt?

Der Schreibstil von Guido Rohm gefällt mir. Sein schwarzer Humor, seine Kritik an der Gesellschaft, an der Zivilcourage von uns allen, unserem zu schnellen Wegsehen und Akzeptieren von Gewalt. Blos nichts tun müssen, wir bleiben da lieber bei Bier und Chips und sehen uns Pornos an - normalerweise machen wir das ja nicht, wir sind ja zivilisiert.

Allerdings ist die Geschichte relativ schnell erzählt, das Ende wirft Fragen auf. Wir dürfen uns ein Ende überlegen, das uns gefällt, oder hat er uns ein Ende vorgegeben?

Ein ungewöhnliches Buch. Allerdings würde ich dieses Buch eher als Kurzgeschichte bezeichnen. Mit 10,90 Euro ist es ganz schön viel Geld für 133 Seiten, die in 1 h gelesen sind.

4/5 Sterne für diese ungewöhnliche, schwarzhumorige, ziemlich beklemmende und brutale Kurzgeschichte, die uns im Ungewissen lässt.