Rezension

spannende Welt Inagi mit sympathischen Charakteren

Kristalladern - Patricia Strunk

Kristalladern
von Patricia Strunk

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ishira ist eine junge Sklavin, die in den Kristallminen Inagis arbeitet und jeden Tag aufs Neue von den goharischen Eroberern überwacht, bewacht und wenn nötig auch bestraft wird. Das Leben auf der Insel ist hart und anstrengend. Neben den menschlichen Gefahren drohen auch immer wieder Übergriffe von an Amanori, die in unregelmäßigen Abständen die Dörfer angreifen.

Als Ishira entdeckt, dass sie besondere Fähigkeiten in Bezug auf die Kristallenergie hat, ändert sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen. Rausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung, bekommt sie große Aufgaben zugeteilt und gerät dabei zwischen verschiedene Fronten.

Eine Insel voller Geheimnisse, Überraschungen und ungewöhnlicher Kreaturen wartet darauf, von dem Leser entdeckt zu werden. Willkommen in der fantastischen Welt von Inagi!

 

Ishira ist zu einer Hälfte Inagiri und zur anderen Gohara, ein Status der ihr jedoch keinesfalls Vorteile einbringt, eher im Gegenteil. Sie wird von den Dorfbewohnern ignoriert oder verachtet für ihre gemischte Herkunft, obwohl sie selbst wohl am wenigsten dafür kann. Als wäre das Leben als Sklavin nicht schon schlimm genug, hat sie auch noch diese zusätzliche Bürde zu tragen.

Ishira ist eine sympathische Protagonistin, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt. Sie ist mutig und wissbegierig, weiß jedoch auch, dass sie in ihrer Position nur mit Bedacht handeln und mit viel Vorsicht Fragen stellen darf, um kein Misstrauen aufkommen zu lassen. Für sie ist es eine häufig sehr einsame, gedankenintensive Zeit, weit weg von ihren Bezugspersonen.

Neben Ishira gibt es viele weitere, interessante Charaktere, die man im Verlauf der Geschichte besser kennen lernt. Besonders faszinierend finde ich auch den Drachentöter Yaren, der lange Zeit sehr unnahbar wirkt, bis er sich, selbst darüber verwundert, Ishira doch ein kleines Stück öffnet.

Einige andere, die vielleicht noch eine wichtige Rolle bekommen könnten, bleiben bisher eher im Hintergrund und lassen so Raum für eigene Gedanken und Spekulationen.

 

Durch den sehr detaillierten und anschaulichen Schreibstil von Patricia Strunk kann man sich all die ungewöhnlichen und fremden Wesen sehr gut vorstellen. Ausführliche Beschreibungen erzeugen ein genaues Bild von der Umgebung und auch von den Tieren, wie z.B. den Amanori. Schließt man seine Augen, kann man sich nach Inagi träumen, die Bäume rauschen und die Hacken auf den Kristall schlagen hören. Die Sprache ist sehr angenehm und trotz all der fremden Namen, Begriffe und Anreden findet man sich gut und schnell im Buch zurecht.

Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, mit denen weder Ishira noch ich als Leser gerechnet haben. Neue Probleme, neue Herausforderungen und immer die Schwierigkeit, dass sie nicht mal eben eine SMS nach Hause schreiben kann, um die neue Lage durchzugeben, sich Rat zu holen oder einfach nur den Kontakt zu halten. Denn der Alltag auf Inagi erinnert nicht nur von der technischen Ausstattung an ein Leben im Mittelalter.

Viele Perspektivwechsel ermöglichen es, ein sehr umfangreiches Bild von der Gesamthandlung zu bekommen. Auch wenn die Protagonistin nicht vor Ort ist, erfährt man so, wie es z.B. ihrem Freund und Bruder geht oder was ihre goharischen Begleiter wirklich denken und fühlen.

Das Ende kommt dann ein wenig überraschend, sehr viele Fragen bleiben offen und obwohl man bereits viel erfahren hat, die Konflikte in den Dörfern sich zuzuspitzen scheinen und auch Ishiras Aufgaben  immer vielfältiger werden, fühlt man sich etwas aus der Handlung gerissen.

 

Inagi ist eine sehr schön ausgearbeitet, spannende Welt, mit sympathischen Figuren, in der es noch viel zu entdecken gibt. Ich bin neugierig geworden und werde bald den zweiten Band lesen, um zu erfahren, wie es mit Ishira und den anderen weiter geht.