Rezension

Spannender Ostsee-Krimi

Die im Dunkeln warten - Alex Ryber

Die im Dunkeln warten
von Alex Ryber

Bewertet mit 4 Sternen

Ende November genießt ein Mann ein letztes Mal die Stille auf seiner Yacht, bevor diese in den nächsten Tagen an Land gebracht werden soll, um sie vor dem Frost zu schützen. Er ankert dicht vor der Küste der Ostsee und lässt seinen Gedanken freien Lauf. Gegen Mitternacht frischt der Wind auf. Es wird plötzlich kalt und ziemlich ungemütlich. Ein merkwürdiges Geräusch lässt den Yachtbesitzer aufschrecken. Bei einem Kontrollgang entdeckt er, dass ein kleines Boot an seiner Yacht festgemacht ist. Bevor er darüber nachdenken kann, was das zu bedeuten hat, steht er seinem Mörder gegenüber.

Als wenig später eine unbemannte Yacht und eine grausam zugerichtete Leiche im Netz eines Fischers aufgefunden werden, beginnt die Rostocker Kriminalpolizei zu ermitteln. Schon bald stellt das Team um Jan Adrian fest, dass der Tote weder in seiner Familie noch in seinem beruflichen Umfeld sonderlich beliebt war....

Der Einstieg in diesen Regionalkrimi gelingt mühelos. Denn die Szenen auf der Yacht, bei denen man den Mord an dem Yachtbesitzer beobachtet, wecken sofort das Interesse an diesem Fall. Die düstere Atmosphäre auf der Yacht ist zwischen den Zeilen spürbar, sodass man gebannt das Geschehen verfolgt, und dabei die Angst vor dem Unbekannten, der plötzlich die Yacht entert, regelrecht nachvollziehen kann.

Ein Team der Rostocker Kriminialpolizei nimmt die Ermittlungen auf. Schon bald wird klar, dass die Kollegen nicht unbedingt miteinander harmonieren. Reibereien sind an der Tagesordnung. Kommissar Jan Adrian macht es einem zunächst nicht ganz einfach, Sympathien für ihn zu entwickeln. Denn der Einzelgänger muss sich nicht nur mit den Ermittlungen und den Sticheleien seines Kollegen Schlorke beschäftigen, sondern sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Den Hautpteil nehmen natürlich die Ermittlungen ein. Das Team der Kripo leistet dabei solide Arbeit. Außerdem wird nach und nach aufgedeckt, was für ein Mensch der Getötete war. Dubiose Finanzgeschäfte, Kontakte zum Rotlichtmilieu und ein absolut katastrophales Familienleben sorgen dafür, dass es eine Vielzahl an Mordmotiven gibt. Obwohl man in einer weiteren Perspektive den Mörder beobachtet, bleibt der Drahtzieher und das eigentliche Motiv lange Zeit im Dunkeln. Die Spannung ist deshalb durchgehend spürbar.

Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht. Dadurch wirkt das große Finale leider etwas überhastet und eilig abgehandelt. Ein paar Seiten mehr, hätten der Handlung hier sicher gut getan. Da der Krimi insgesamt ja gerade mal etwas mehr als 200 Seiten umfasst, wäre da auch noch Luft nach oben gewesen.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen des Rostocker Kriminalromans allerdings spannend unterhalten gefühlt. Die verschiedenen Handlungsstränge wirkten auf mich durchgehend interessant und den eigentlichen Drahtzieher hatte ich erst sehr spät in Verdacht. Deshalb vergebe ich vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich für das etwas überhastete Ende ab.