Rezension

Spannender Twist und atmosphärisches Setting

Don't Tell a Soul -

Don't Tell a Soul
von Kirsten Miller

Bewertet mit 5 Sternen

»That was when I knew there was something wrong with the story. It sounded like a million old tales I'd been told - simple and tragic with a clear villain and victim. But in the real world, girls don't just lose their minds […], they tend to have reasons.«​

Bram zieht aufgrund eines Vorfalls vorübergehend zu ihrem Onkel, der in einem alten Anwesen lebt, das von den Einheimischen skeptisch beäugt wird. Und das aus gutem Grund, denn die Lebensdauer der Frauen, die dort gewohnt haben, war stets erstaunlich kurz. So auch von ihrer Tante, die kurz vor Brams Ankunft ums Leben gekommen ist. Während sie versucht die Geschichte der Dead Girls zu ergründen, verstrickt sie sich jedoch immer tiefer in der dunklen Vergangenheit der Stadt und der abweisenden Bewohner. Wird sie die Liste der junger Frauen um ein weiteres tragisches Schicksal erweitern? 

Selten wollte ich euch so gerne spoilern wie jetzt, damit wir über den Twist der Geschichte sprechen können. Mir hat das Buch unfassbar gut gefallen – vor allem weil sich die Idee dahinter erst nach und nach zusammengesetzt hat. Auch die Schicksale der Frauen, ob nun unter den Lebenden wandelnd oder nicht, und die geschilderten Emotionen wie Unbehagen, Wut und Verzweiflung haben mich direkt gepackt und dafür gesorgt, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. 

Außerdem gefällt mir der Ansatz sich schweren aufwühlenden Themen über einen anderen Zugang – hier eine Geistergeschichte – zu nähern. Der Mix aus Schuld, Moral, Unrecht und menschlichen Abgründen hat dem ruhigen Erzähltempo zudem die gewisse Note gegeben. (Letztendlich ist und bleibt es YA Horror – was an einigen Stellen fast ein Jammer ist – sollte es für euch jedoch Themen geben, denen ihr in Büchern nicht begegnen möchtet, kann ich ich empfehlen bei Goodreads nach CN zu schauen.)

Ein Punkt, der sich nicht immer ganz rund angefühlt hat, war Brams Trauma bzw. der Einbezug der Lesenden. Ein Großteil des Buches wissen wir nicht, was Bram erlebt hat, gleichzeitig wird dieses Erlebnis immer wieder schwammig adressiert. Durch ihre Reaktionen auf ihre Mitmenschen und Situationen lassen sich zwar einige Schlüsse ziehen, für mich hätte der Elefant im Raum aber schon deutlich früher benannt werden können. Das hätte einige Wiederholungen gespart, allerdings auch die Ebene genommen, dass sich Bram stellvertretend für ihr Problem lieber mit denen anderer auseinandersetzt. Zudem beobachten wir ihre Entwicklung so ggf. auch etwas weniger aus Perspektive dessen, was ihr zugestoßen ist. Vermutlich gibt es wie so oft für beide Seiten gute Gründe.

»An atmospheric ghost story with a feminist soul​​«​ – genau so würde ich die Geschichte ebenfalls zusammenfassen. Mein Mai-Highlight gespickt mit Female Empowerment.