Rezension

Spannung bis zum Schluss mit erschreckend treffendem Realitätsbezug

Please identify. Auf der Jagd nach Laura Adams - Thomas Kastura

Please identify. Auf der Jagd nach Laura Adams
von Thomas Kastura

Bewertet mit 5 Sternen

Die 16jährige Laura plant mit ihrer besten Freundin Mischa ihre Ferien: mit dem Interrail-Ticket soll es quer durch Schottland gehen! Gleich zu Beginn lernen die Mädchen auf einem Festival Danny und Wesley kennen und ziehen fortan mit ihnen gemeinsam weiter. Doch bald taucht auf Lauras NetFriends-Profil ein pikantes Foto auf, das sie darstellen soll. Als sie es entfernen möchte, stellt sie fest, dass sie sich nicht mehr in ihren Account einloggen kann. Zunächst ist ihre Verwunderung groß, doch schnell merkt sie, dass dieser makabere Scherz erst der Anfang einer gemeinen Intrige sei soll, die sie und ihre Freunde voller Spannung quer durch Europa hetzen wird…

Zunächst fällt das ungewöhnliche Cover direkt ins Auge: 
Das in schwarz-weiß gehaltene Bild, welches Laura darstellen soll, setzt sich aus vielen kleinen Codes zusammen, wie man sie heute immer häufiger findet, um weitere Informationen zu erhalten, beispielsweise über Sehenswürdigkeiten. Dies legt die Vermutung nahe, dass die junge Protagonistin „durchleuchtet“ oder öffentlich gemacht werden könnte.
Sehr bald merkt der Leser, dass das Thema social network nicht ganz so harmlos ist, wie viele – insbesondere wohl jüngere, unerfahrene User – denken. Keiner würde wohl auf die Idee kommen, wie weit ein Missbrauch hier führen kann, bis man es deutlich vor Augen geführt bekommt.

Thomas Kastura versteht es, mit äußerster Präzision gleich zu Beginn der Geschichte die passenden Akzente zu setzen und damit die Spannung zügig aufzubauen und vor allem die ganze Story über beizubehalten, was ich für einen wichtigen Aspekt halte.
Der Schreibstil ist angenehm und auf die Zielgruppe abgestimmt, ohne flach zu wirken.

Die Protagonisten werden dem Leser gut vorgestellt, zunächst Laura und Mischa, später auch die beiden Jungs und andere Wegbegleiter. Dabei schafft es der Autor, die Figuren allesamt mit Leben zu füllen, man fühlt sich beinahe, als wäre man unter ihnen und voll dabei.
Auch der Plot selbst ist gekonnt aufgebaut und birgt mehr als nur eine Überraschung… Hierzu möchte ich aber ungern zu viel verraten.

Die Umsetzung der Thematik "social media" ist hier im kritischen Rahmen, aber nicht mit übertrieben hochgehaltenem Zeigefinger absolut gelungen! Durch die gute Charakterisierung der jungen Leute fällt eine Identifizierung mit ihnen leicht, auch wenn man selbst hier und da vielleicht anders gehandelt hätte. Dabei wird dem Leser der eine oder andere Denkanstoß mit auf den Weg gegeben, der im Idealfall zu einem kritischeren Umgang mit eben diesen neuen Medien führen kann.
 

Insgesamt kann ich diesem äußerst spannenden Jugendbuch reinen Gewissens 5 von 5 Punkten geben und eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen – sowohl für Jugendliche, als auch für (junge) Erwachsene. Ob sich ältere am teilweise (altersgerecht) naivem Verhalten der Protagonisten stören könnten, kann ich nicht urteilen: Mich hat es nicht gestört, im Gegenteil, hierdurch wurde dem Buch zusätzlich Authentizität verliehen!