Rezension

sprachlich wirklich keine Meisterleistung

wie Gewitter - Ulrike Voss

wie Gewitter
von Ulrike Voss

Es beginnt schon damit, dass die Vornamen der drei Hauptcharaktere mit A, B und C anfangen. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, die Autorin hat eine Liste mit Namen nach dem Alphabet neben sich liegen und immer wenn sie eine neue Figur brauchte, suchte sie sich einfach beliebig einen davon aus.

 

Anna, die Ich-Erzählerin, lernt Charlotte kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Beate, ihre Freundin, ist so mit ihrer Arbeit als Juristin beschäftigt, dass sie von dem Verhältnis überhaupt nichts mitbekommt. Stattdessen erklärt sie seitenlang die Hintergründe ihrer jeweiligen Scheidungsfälle und dass sie am liebsten mit Anna darüber reden würde, anstatt es einfach zu tun.

Die Leserin muss diesen Ausführungen den ganzen Roman hinweg folgen und ist fast froh, wenn Anna wieder von ihrer toxischen Beziehung zu Charlotte erzählt, von der sie, aus mir unerfindlichen Gründen, nicht loskommt. Dazwischen gibt es immer wieder Einblicke in Charlottes SM-Fantasien und offenbar verstörende Kindheit.

 

Sprachlich tobt sie sich dabei voll aus, es wird gerammt und gestoßen, ständig schwillt irgendwas an oder wächst jemandem entgegen. Das Gefühlsleben der Charaktere bleibt dabei weitgehend oberflächlich, die Geschichte liest sich eher wie ein erster Entwurf, der noch einiges an Arbeit bedarf. Ich lese eigentlich Romane um mich in die Charaktere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen, leider gelingt es diesem Buch zu keinem Zeitpunkt mich mit einer der Figuren zu identifizieren oder auch nur nachzuvollziehen, warum sie so handeln wie sie es tun.

 

Das Ganze gipfelt dann (nicht!) darin, dass Charlotte Anna mit einem Messer attackiert, Anna das aber einfach so hinnimmt, überhaupt nicht darauf reagiert, stattdessen Charlotte, die wiedermal in Tränen aufgelöst ist, ins Bett bringt und sich dann nach Hause schleicht und den Kontakt allmählich ausklingen lässt, als wäre es das normalste der Welt mit einem Messer attackiert, kontrolliert und hinterher spioniert zu werden.

 

Irgendjemand hat mal gesagt, dass drei Ausrufezeichen pro Buch erlaubt sind, da wurde hier offenbar etwas gründlich missverstanden, weil auf jeder zweiten Seite drei Ausrufezeichen benutzt werden. Das untermalt natürlich den theatralischen, melodramatischen Charakter des Buchs, also ist es vielleicht von der Autorin/Lektorin so gewollt, aber für mich als Leserin ist es einfach nicht besonders angenehm.

 

Zwei Sterne dafür, dass die Grundidee eigentlich interessant ist, nur an der Umsetzung hapert es gewaltig und bedarf noch einiger Überarbeitung.