Rezension

Starkes Lesefutter

Blut will fließen - James Ellroy

Blut will fließen
von James Ellroy

Bewertet mit 3 Sternen

Am 24.02. 1964 wird in Los Angeles ein Geldtransporter überfallen. Vier tote Sicherheitsleute, drei tote Räuber bleiben am Tatort zurück. Die Tat bleibt unaufgeklärt, die Beute ist verschwunden. 1968 setzt die eigentliche Handlung ein, sie spritzt förmlich in alle Richtungen auseinander. Ellroy streift die Morde an John F. Kennedy und Martin Luther King. Howard Hughes will seine Geschäfte auf die Dominikanische Republik ausweiten. E. Hoover, Chef des Geheimdienstes lässt die Schwarzen Panther auskundschaften. Er lässt überhaupt alles auskundschaften. Nixon wird Präsident, auf anrüchige Weise. Auf den ersten Siebzig Seiten wird viel vergangenes abgehandelt, weil das Buch das Ende einer Trilogie darstellte. Das macht das Lesen nicht gerade leicht, zudem tauchen etliche Details und Personen aus den sechziger Jahren auf, die manchem Heute vielleicht unbekannt sind, wie Sonny Liston, dem Boxer oder Sam Giancana, einem Mafiapaten.

Der Roman nimmt dann aber rasant an Fahrt auf und führt schließlich in die Eingeweide Amerikas, wo Rassismus eine Selbstverständlichkeit und Schwulenhass zum guten Ton gehört. Ein Kampf der niederen Instinkte, gegen die menschlichen Werte. Auf der einen Seite, die Idealisten, die Roten, auf der anderen Seite eine Traube von Hardlinern, denen die Zeit wegläuft. Es gibt keine richtigen Helden in diesem Roman, dafür einen Haufen pathologischer Fälle, wie Crutch den Voyeur, einen Schnüffler par excellence, ein Getriebener, wie der Autor. Oder Wayne, der zum Vatermörder wird.

James Ellroy schreibt, als feuere er Maschinengewehrsalven auf seine Leser ab. Ein wahres Stakkatogewitter an knackig kurzen Sätzen prasselt hernieder. Nach Hundert Seiten konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Alles ist Gewalt in diesem Buch, die Sprache, das Innenleben der Figuren, ihre äußeren Handlungen. Wer nur einen Hoffnungsfunken hat muss brennen. Kaum eine Seite, ohne Drogenmissbrauch, Sex und Hass. Fabelhaft, die Charaktere, das Schicksal zerteilt die Persönlichkeiten, wie eine Guillotine. Joan, eine ungewöhnlich stark gezeichnete Frau, deren Härte E. Hoover, wie einen Waschlappen erscheinen lässt. Das Verrückte ist, dass James Ellroy diese ganzen Handlungsfäden am Schluss nahtlos zusammenfügt. Alles geht auf. Alles geht unter. Trotzdem reicht das Buch nicht an Ellroys beste Romane heran!