Sterbebegleitung
Bewertet mit 5 Sternen
Fred hat sich ein Jahr lang als ehrenamtlicher Sterbebegleiter ausbilden lassen. Nun ist er – noch völlig unsicher - bei der sterbenskranken Karla eingeteilt. Die ist etwas ruppig, lässt ihn nicht so recht an sich heran. Zum Glück hat er seine Supervisionsgruppe, in der er seine Zweifel anbringen möchte. Doch die Gruppendynamik ist so aktiv, dass er gar nicht zu Wort kommt und seine eigenen Erfahrungen machen muss. Dabei schießt er mit seinem Vorhaben, Karla mit ihrer Schwester Gudrun, mit der sich sich vor Jahren zerstritten hat, wieder zu versöhnen, über das Ziel hinaus.
Da kommt Freds 14jähriger Sohn zum Zuge. Er soll Karlas Fotoarchiv digitalisieren. Sie ist begeistert von seinem selbstgeschriebenen Rap und ihm gelingt es schließlich, Karla und seinen Vater zusammen zu bringen.
Mich hat das Buch sehr angesprochen. Habe ich doch selbst – ebenso wie die Autorin – eine Ausbildung zur ehrenamtlich Hospizhelferin absolviert und so manche Erfahrungen in meinen Einsätzen sammeln können. Trotz des traurigen Themas hat mich das Buch nicht runter gezogen, sondern mich mehrmals lächeln und sogar lachen lassen. Die unvermeidlichen letzten Stunden werden nicht ausbleiben, und die Vorstellung, dass eines Tages eine vertraute Begleitperson das Fenster öffnet, macht mir Mut.
Gut fand ich, wie die Autorin die Gefühle jedes Einzelnen verdeutlicht. Manches ist – der Leserschaft zuliebe? - etwas zu harmonisch dargestellt. Doch das schadet dem Lesegenuss auf keinen Fall!
Zum Schluss möchte ich noch einen Teil von Phils sehr passendem Rap (Seite 238/239) zitieren:
Ich bin traurig, meine Oma liegt im Sterben
Ich muss noch wachsen, meine Oma muss vererben
Ich hab Schiss, meine Oma hat Humor
Da wo ich mal‘n Sixpack krieg, hat Oma den Tumor.
Ich habe keine Ahnung, meine Oma weiß Bescheid
Ich hab höchstens Schnupfen, meine Oma kaum noch Zeit
Ich werd mal erwachsen, meine Oma wird vergessen
Da, wo sie heute liegt, da hat sie gestern noch gesessen.