Rezension

Streetart als Spekulationsobjekt

Banksy und der blinde Fleck -

Banksy und der blinde Fleck
von Bernhard Jaumann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Geschäfte der Kunst-Detektei von Schleewitz gehen schlecht, als im winterlichen München das Graffito einer verletzten Ratte mit dem charakteristischen Strich des Street-Art-Künstlers Banksy entdeckt wird. Es wird nicht das einzige - verblüffend gekonnte - Ratten-Bild im Banksy-Stil bleiben. Das Wandbild  ist ein gefundenes Fressen für die Münchener Lokalpresse und dem Tourismus wird das Gerücht von Banksys Auftauchen sicher nicht schaden. Während Klara kurzfristig ihren betagten Künstler-Vater bei sich aufnehmen muss, will ihr Chef Rupert dringend den Auftrag einer wohlhabenden Hausbesitzerin an Land ziehen, die den materiellen Wert der Kunstwerke erkennt. Die Untergründe, auf denen „Banksy“ seine Pieces hinterlässt, sind Industrie-Ruinen und Spekulationsobjekte in Schmuddelecken der Stadt. Der Graffity-Künstler hat offenbar ein Händchen für soziale Brennpunkte, an denen sich kurz zuvor Tragödien zum Schaden Armer und Ausgebeuteter ereignet hatten. Der Ratten-Sprayer legt mit jedem Werk einen Finger in die Wunde menschlicher Kälte und Rücksichtslosigkeit.

Die Detektei von Schleewitz sollte nach einer Person suchen, die zu diesen stadtbekannten Ereignissen eine Beziehung hat. Bevor Chef Rupert sich auf die Seite der zahlungskräftigen Kunst-Schickeria schlägt, (wer zahlt, schafft an,) lässt er sich von einem jugendlichen Sprayer in dessen Kunst einführen.  Adil hält es für unwahrscheinlich, dass  die Ratten-Pieces von einem „echten“ Sprayer wie ihm stammen können. Klara sieht sich indes damit konfrontiert, das Toni, ein Spezl ihres Vaters, sich unter den Profiteuren des frisch erblühenden Banksy-Hypes bewegt wie ein Aal auf der Fischtreppe. Als es auf der Jagd nach dem Ratten-Spezialisten zu einem fatalen Unfall kommt, muss Klara sich entscheiden, auf wessen Seite sie steht, arbeitet sie für zahlungskräftige Kunden ihres Chefs – oder will sie den Münchener "Banksy" und sein Motiv finden.

In Bernhard Jaumanns drittem Kunstkrimi wirkt die Münchener Kunstszene wie ein Dorf,  in dem eine Hand die andere füllt und Spekulanten ihren eigenen Gesetzen folgen. Die Jagd nach „Banksy“ fand ich durchgehend spannend, auch wenn sich meine Hoffnung nicht erfüllt hat, dass ein Kunst-Krimi ohne Gewalt auskommen könnte