Rezension

Südstaatenthriller

Verratenes Land - Greg Iles

Verratenes Land
von Greg Iles

Bewertet mit 5 Sternen

Marshall McEwan hat seine Heimatstadt Bienville am Mississippi vor langer Zeit verlassen. Inzwischen ist er ein erfolgreicher Journalist, als der Tod seines an Parkinson schwer erkrankten Vaters abzusehen ist, kehrt er zurück um die Leitung der Zeitung zu übernehmen und seiner Mutter beizustehen. Doch schon nach wenigen Wochen wird die Leiche seines Ziehvaters Buck Ferris aus dem Mississippi gefischt. Buck war Archäologe und einer großen Sache auf der Spur, für Marshall steht fest dass Buck umgebracht wurde. Er will den Mord, der offiziell als Unfalltod gilt aufklären und kommt dabei dem mächtigen Poker Club in die Quere.

Von Greg Iles habe ich die Natchez Reihe gelesen, ich schätze seine Art Geschichten zu erzählen. Man fühlt sich als Leser direkt angesprochen, so auch hier, da die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Marshall aufgerollt wird. Er bringt die Gedanken, Gefühle von Marshall hautnah rüber, durch Marshalls Erinnerungen die sowohl in seine frühe Kindheit zurückführen als auch seine Ehe betreffen, bekommt man ein detailliertes Bild von seinem Charakter und lernt ihn einzuschätzen. Auf über 800 Seiten bekommt man ein Feeling für die einzelnen Personen, von denen die wichtigsten ebenso detailliert beschrieben sind, so dass ich bald das Gefühl hatte, mittendrin zu sein und selbst Teil von Bienville zu sein. Greg Iles schreibt meisterhaft, aber man muss diesen ausführlich und detaillierten Schreibstil zu schätzen wissen. Was für mich bei vielen Krimis oft ein Schwachpunkt ist, das sind flache Charaktere. Ganz anders bei Iles, der die Personen zum Leben erweckt. Aber nicht nur die Figuren, auch die Umgebung am Mississippi wird ausdrucksvoll beschrieben, das Feeling kommt perfekt rüber. Die Story an sich behandelt Themen wie Einflussnahme und Korruption, wie wenige Strippenzieher die Geschicke einer Stadt und ihrer Einwohner beeinflussen. Dabei ihre Machtposition gnadenlos ausnutzen und über Leichen gehen. Man fragt sich unwillkürlich, ob hier mehr als ein Körnchen Wahrheit dahinter steckt und wie viele Poker Clubs es im wirklichen Leben gibt.