Rezension

Tartan Noir vom Feinsten

Die Suche nach Tony Veitch - William McIlvanney

Die Suche nach Tony Veitch
von William McIlvanney

Jack Laidlaw, Detective Inspector und Hauptfigur in der (noch) dreibändigen Krimi-Reihe des schottischen Autors William McIlvanney, ist zurück. Wieder einmal ermittelt er in Glasgow und begibt sich auf „Die Suche nach Tony Veitch“, nachdem er an das Totenbett von Eck Adamson gerufen wird. Seltsam genug, dass er von einem obdachlosen Säufer als Freund bezeichnet wird, aber Adamson hat als Zuträger, als Spitzel für Laidlaw auf den Straßen der schottischen Metropole Augen und Ohren offengehalten. Nun aber liegt er im Sterben und ist überzeugt davon, dass ihm jemand Gift in seinen Fusel gekippt hat. Aber wer soll ein Interesse am Tod dieses Mannes haben?

Aber Laidlaw wäre nicht derjenige, der er ist, wenn ihn der Tod Adamsons kalt lassen würde. Und so beginnt er gemeinsam mit seinem Partner Detective Constable Brian Harkness zu ermitteln. Ein zweiter Toter taucht auf, Paddy Collins, bestens bekannt in Glasgows kriminellen Kreisen. Interessanterweise steht nicht nur dessen Name auf einem Zettel, der sich in den wenigen Hinterlassenschaften des Obdachlosen findet, sondern ebenfalls auch der Name Tony Veitch, der auf den ersten Blick so gar nicht in diesen Zusammenhang passt.

Tony Veitch ist ein vermögender Student aus Pollokshields, einem typischen Reichenviertel, der kurz vor der Abschlussprüfung ausgestiegen und spurlos verschwunden ist. Aber offenbar wird er nicht nur von Laidlaw und Harkness, sondern auch von den Bossen der Glasgower Unterwelt gesucht. Warum?

Wie bereits in dem Vorgänger „Laidlaw“ nehmen die Beschreibungen des Lebens im Glasgow der siebziger Jahre einen fast genauso großen Raum wie der eigentliche Kriminalfall ein, wobei das Interesse des Autors vorrangig den düsteren, dreckigen Ecken und nicht den sauber gepflegten Grünflächen der wohlhabenden Viertel gilt. Jack Laidlaw hat keine Berührungsängste, denn auch er ist nicht der strahlende Vorzeigepolizist, sondern hat Ecken, Kanten und seine dunklen Seiten. Dafür aber hat er das Herz auf dem rechten Fleck und einen ausgeprägten Instinkt, der ihn bei seinen Ermittlungen leitet, in denen er immer die Menschen in den Mittelpunkt stellt.

McIlvanneys Stil zeichnet sich durch die besondere Sprache aus. Oft derb, dann wieder fast poetisch mit einer Vielzahl von Vergleichen, die ich so bisher noch bei keinem anderen Autor gelesen habe. Offenbar arbeitet der Autor momentan an einem neuen Band der Reihe – ich bin gespannt, inwieweit sich seine Schreibe nach über dreißig Jahren verändert hat.

Aber zuerst einmal dürfen wir uns auf den dritten Band der Laidlaw-Reihe freuen, der im Herbst in der genialen Übersetzung von Conny Lösch im Verlag Antje Kunstmann erscheinen wird.