Rezension

Theater, Leidenschaft und Liebe

3000 Arten, Ich liebe dich zu sagen - Marie-Aude Murail

3000 Arten, Ich liebe dich zu sagen
von Marie-Aude Murail

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Chloé, Bastien und Neville - drei Jugendliche mit ganz unterschiedlichem Hintergrund, aber derselben Leidenschaft: Theaterspielen. Sie besuchen denselben Schauspielkurs. Ihr Lehrer, Monsieur Jeanson, weiß genau, wie er sie fordern muss, um ihre Fähigkeiten zu fördern. Dass die drei dabei auch viel über ihre Einstellungen und ihre Gefühle lernen und eine großartige Freundschaft entsteht, ist ein netter Nebeneffekt.

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, unter dem Titel hatte ich mir etwas ganz anderes vorgestellt, eher eine seichte 08/15-Liebesgeschichte. Doch das ist weit gefehlt! Mit Chloé, Bastien und Neville begibt man sich als Leser auf eine Reise querbeet durch die Theaterliteratur. Man lernt viele verschiedene Rollen kennen und auch verschiedene Arten, „Ich liebe dich“ zu sagen, auch wenn es nicht annähernd 3000 sind ;-) Indem die drei Protagonisten in die verschiedenen Rollen schlüpfen, lernen sie sich selbst erst richtig kennen, entdecken ihre Gefühle füreinander, und aus den Kindern, die sich anfangs gar nicht leiden können, werden schließlich wirkliche Freunde und Liebende. Dieser Vorgang geht so subtil vor sich, dass es absolut authentisch wirkt.

Zu dritt können sich die Jugendlichen ein Stück weit aus ihrem vorgeformten Leben lösen und ihre neu gewonnene Freiheit und Freude genießen.

„Wer hat nicht einmal in seinem Leben den Lauf der Zeit anhalten wollen? Für uns war es an diesem sonnigen Morgen, der nach Seife und Kaffee roch und von dem wir uns wünschten, er würde ewig andauern.“ (S. 237)

Der Sprachstil ist für ein Jugendbuch eher gehoben, was ich als sehr angenehm empfand. Durch die vielen Dialoge wirkt die Handlung sehr lebendig. Man hat fast den Eindruck, mittendrin zu sein. Da viele Szenen aus klassischen Theaterstücken vorkommen, ist ein gewisses Interesse dafür sicher von Vorteil, um das Buch uneingeschränkt genießen zu können.

Eine Sache hat mich während des Lesens gestört, und zwar heißt es immer „wir“ und „uns“, wenn es um alle drei Jugendlichen geht, so als ob es einen Ich-Erzähler gäbe. Doch wenn nur über eine einzelne Person berichtet wird, heißt es „er“ oder „sie“, egal ob es sich dabei um Chloé, Bastien oder Neville handelt, sodass eigentlich keiner der drei der Ich-Erzähler sein kann. Mir kam das die ganze Zeit wie ein (Übersetzungs-) Fehler vor und hat mich einfach genervt. Erst im allerletzten Satz erläutert die Autorin dieses Stilmittel.

Fazit:
Ein besonderes Jugendbuch, das sich von der Masse abhebt. Auf jeden Fall lesenswert!