Rezension

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Tiefgründige Geschichte mit Überraschungsmoment

Luckiest Girl Alive - Jessica Knoll

Luckiest Girl Alive
von Jessica Knoll

Ani hat alles erreicht, was sie sich erwünscht hat: Einen tollen Job bei einem bekannten Frauenmagazin, eine wunderschöne Wohnung in Manhattan und die Verlobung mit einem gut aussehenden Mann der Upper-Class, samt Adelstitel und beträchtlichem Vermögen. Doch ihre Fassade scheint zu bröckeln, als sie sich für eine geplante Doku über einen Amoklauf in ihrer ehemaligen Highschool zurück nach Hause begibt und all ihre Geheimnisse von damals Stück für Stück an die Oberfläche kommen...

Ich muss gestehen, dass ich mit dem Hauptcharakter des Buches zunächst nur wenig anfangen konnte. Ani (die eigentlich Tifani heißt, aber wohl bedacht darauf war ihren Namen zu ändern) lebt eine perfekte Fassade, jeder ihrer Schritte ist genau bedacht und im Umgang mit ihren Mitmenschen ist sie eigentlich total berechnend. Sie hat Spaß daran andere bloß zu stellen, sucht ständig nach ihren Fehlern und lebt eigentlich nichts anderes als eine perfekte Fassade - und der Inhalt ihres Lebens ist es, diese Fassade aufrecht zu erhalten. Zusammengefasst war sie mir zu Beginn des Buches absolut unsympathisch und ich konnte ich so gar nicht mit ihr identifizieren. Außerdem war eigentlich in der ersten Hälfte des Buches nie wirklich klar, was das große Geheimnis ist, dass Ani so perfekt zu verdrängen versucht. Man wusste von einer Doku an Anis ehemaliger Highschool und das etwas schreckliches passiert ist - angedeutet wurde auf jeden Fall ein Mord. Außerdem gab es immer wieder Zeitsprünge, die den Leser in Anis Highschoolzeit zurückversetzt haben und die damaligen Beteiligten vorgestellt, sowie die Ereignisse nach und nach aufgedeckt haben. Für mich persönlich wurde das Buch aber tatsächlich erst ab der zweiten Hälfte des Buches fesselnd, als der Amoklauf geschildert wurde und somit enthüllt wurde, was tatsächlich passiert ist. Plötzlich konnte man nachvollziehen, warum Ani so war, wie sie war und verstand das ganze Ausmaß ihres Kindheitstraumas. Auch wenn ich mich mit dem Hauptcharakter nicht vollständig identifizieren kann und mir Ani eigentlich nie richtig sympathisch war, so kann man ihre Entwicklung doch nachvollziehen und sie stellt einen interessanten Charakter dar. Die Nebencharaktere fand ich an manchen Stellen etwas zu klischeehaftig und sie wurden von Ani auch hauptsächlich negativ dargestellt.

Alles in Allem empfand ich "Ich. Bin. So. Glücklich." als eine gelungene Lektüre mit Überraschungsmoment. Die Geschichte ist tiefgründig und gut durchdacht und der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Jedoch konnte ich mich mit der Geschichte erst so ab der zweiten Hälfte des Buches anfreunden. Ich habe kurzzeitig tatsächlich darüber nachgedacht, ob ich die Lektüre abbrechen soll und bin froh, dass ich dann doch weitergelesen habe...