Rezension

Tolle Idee, ganz gut zum Lesen, aber insgesamt hinter den Erwartungen zurückgeblieben

HIVE - Tödlicher Code -

HIVE - Tödlicher Code
von Barry Lyga

Bewertet mit 3 Sternen

Meinung:

Die Idee hinter "HIVE -Tödlicher Code" hat mich sofort angesprochen. Es ist ja leider schon so, dass Hass und Missgunst in den sozialen Medien immer mehr zunehmen und sich dies auch aufs wahre Leben überträgt. Ich erinnere mich da an einen noch nicht lange zurückliegenden Shitstorm wegen pinken Handschuhen, der so krasse Ausmaße angenommen hat, dass die Gründer Morddrohungen erhalten haben und ihr Produkt vom Markt genommen haben.

Somit fand ich den Gedanken, dass da jemand auf Recht und Ordnung schaut, eigentlich ganz gut. Die Umsetzung des Hive-Mobs bzw. der ganzen Geschichte an sich hat mir aber leider nicht ganz so gut gefallen.

Zum einen habe ich recht lange gebraucht um in die Geschichte zu finden. Protagonistin Cassie hat ihren Vater verloren und ist immer noch in der Wut-Phase und das merkt man der Geschichte an. Sie ist wütend auf alles und jeden, tritt jeden mit den Füßen und lässt sich provozieren. Auch wenn ich ihre Lage prinzipiell verstehen konnte, fand ich sie einfach anstrengend. Leider hat sich das mit der Zeit auch nur wenig gebessert. Auch als sie schon auf der Flucht ist, wirkt sie einfach hochnäsig und erwartet von denen, die sie mit Füßen getreten hat, ihr zu helfen und findet ihren „Witz“ auch immer noch lustig...

Und auch die Hive-Mobs fand ich total enttäuschend. Die „Strafen“ bestehen daran, dass man Menschen mit Müll bewirft oder öffentlich bloß stellt, ohne sich die Mühe zu machen, genauer hinzusehen. Dabei habe ich mich wirklich an Jagden in Filmen erinnert gefühlt, wo alle mit Fackeln und Spießen durch die Gegend rennen und ihr Opfer zur Strecke bringen wollen. Und genauso geht es Cassie nach ihrem Posting.

Welche Ausmaße das Ganze annimmt, ist schon krass. Wobei ich mir leider schon vorstellen könnte, dass sowas auch wirklich real werden könnte, wie man an dem oben genannten Beispiel schon sieht. Dass dabei noch mehr dahinter steckt, wird erst mit der Zeit deutlich. Wobei ich es schade fand, dass am Ende offen gelassen wird, wie es mit diesem Aspekt weiter geht. Also entweder kommt noch eine Fortsetzung, oder der Leser darf sich dazu mal wieder selbst seine Ideen zusammenreimen.

Das Ende an sich fand ich auch etwas abrupt und einfach, aber doch auch zur Grundgeschichte passend.

Den Schreibstil fand ich soweit ganz angenehm, wenn auch nicht total mitreißend. Im Mittelteil wurde es mit der Spannung deutlich besser und es gab auch ein paar nette Wendungen, von denen mich aber keine vollkommen überrascht hat.

Fazit:

Eine tolle Idee, deren Umsetzung etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Ich hatte die Sache irgendwie greifbarer erwartet und auch die Strafen des Hive-Mobs waren nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, genauso wie die Protagonistin. Ich bin einfach nicht richtig warm mit ihr geworden, obwohl ich ihre Ausgangslage prinzipiell schon verstehen konnte. Aber davon abgesehen war einfach vieles, was sie unsympathisch gemacht hat. Im Mittelteil nimmt die Spannung dann deutlich zu und der Plot ist insgesamt ganz solide, auch wenn ich es schade finde, dass am Ende doch einiges offen bleibt. Somit war es für mich eine Geschichte, die man ganz gut lesen kann, aber nicht gelesen haben muss, was einer Bewertung von 3 Sterne entspricht.