Rezension

Tolle Reise in die Vergangenheit

Der Mord des Jahrhunderts - Paul Collins

Der Mord des Jahrhunderts
von Paul Collins

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Buch geht es um den Mord von Willie Guldensuppe. Aber nicht die detektivische Aufklärung ala Sherlock Holmes steht im Vordergrund, sondern die damaligen Zeitungen, die mit ihren Machenschaften nicht nur die Polizeiarbeit behindern, sondern sich gegenseitig übertrumpfen und vernichten wollen.

Im Sommer 1897 werden einzeln verpackte Leichenteile an verschiedenen Orten gefunden, doch der Kopf fehlt. Halb New York sucht diesen Kopf und jeder weiß eine Geschichte über den Mord oder der Leiche zu erzählen. Im öffentlichen Leichenschauhaus hat jeder Zutritt und schnell sind mehrere Gerüchte im Umlauf. Überall ist die Presse zugegen, auch bei den polizeilichen Ermittlungen. Um die Umsatzzahlen der jeweiligen Zeitung zu erhöhen, ermitteln die Reporter selber und nicht selten erscheint es so, als wären sie fähiger als die Polizei.

Die großen Zeitungen Journal und World übertrumpfen sich gegenseitig und setzten Lösegeld aus, erfinden Zeugen und manipulieren Beweise, um mit reißerischen Schlagzeilen höhere Auflagen zu erzielen. Aus einem einfachen Mord wird dank der Presse der "Mord des Jahrhundert", ein "Morast aus Mord, Verstümmelung, Ehebruch, Auftragsmord, falsche Identität, Glücksspiel, illegaler Abtreibung und medizinischen Behandlungsfehlern".
Der Herausgeber der World ist der noch heute bekannte Pulitzer und Hearst, Herausgeber des Jourmals, erfindet einfach Schlagzeilen, auf deren Zug die anderen Verleger aufspringen. Was ist Wahrheit und was ist Fiktion?

Wichtige andere geschichtliche Daten werden in diesem Buch mit verarbeitet und durch die sehr fesselnde Schreibweise Paul Collins kann man einiges fast bildlich vor sich sehen. Neugierige Menschenmassen in Leichenschauhäusern, überfüllte und stinkende Gerichtsverhandlungen, in denen mit Zwischenrufen und Gelächter auf das Geschehen reagiert wird. Heute wohl kaum mehr denkbare Situationen, im Buch aber einfach zum schmunzeln.

Paul Collins ist mit diesem Buch wirklich eine tolle Reise in die Vergangenheit gelungen. Er untermalt einen damaligen realen Mord mit dem bunten Treiben der Presse und der Leser wird nebenbei auch noch Fakten aus der damaligen Zeit kennenlernen, die ohne dieses Buch längst in Vergessenheit geraten wären.

Herrlich und mit 5 Sternen weiter zu empfehlen.