Rezension

Toller Krimi

Im Sumpf der Camargue - Xavier-Marie Bonnot

Im Sumpf der Camargue
von Xavier-Marie Bonnot

Bewertet mit 4 Sternen

Im Sumpf der Camargue: der Titel des Kriminalromans ist wörtlich zu nehmen. Dort wird nämlich die Leiche von William Steinert gefunden. Steinert ist ein schwerreicher deutscher Industrieller, der mit seiner Frau Ingrid schon lange in der Provence lebt. Seine Frau ist es auch, die sich an Michel de Palma wendet, da die Polizei von einem Unfall ausgeht.

De Palma ist ein unangepasster Polizist, er kommt selbst aus einem ähnlichen Milieu, wie seine „Kundschaft“. De Palma, meist der „Baron“ genannt, ist zur Zeit im Krankenstand und lässt sich von Ingrid Steinert überreden, sich einzumischen. Was für ihn nicht nur beruflich brisant wird, sondern auch ausgesprochen gefährlich. Zwei Schusswunden in kurzer Zeit zeigen, dass er in ein Wespennest gestochen hat.
Wer hier einen Krimi erwartet, wie er in den letzten Jahren die Bestsellerlisten stürmt, ist falsch. Keine Urlaubsidylle mit tiefenentspannten Kommissaren und lukullischen Inhalt erwartet den Leser. Aber eine Beschreibung der Camargue mit ihren geheimnisvoll-schönen, aber auch durch Raffinerien zerstörten Ecken.

Die Provenzalen, die ihre alten Traditionen und Mythen verlieren und ihr Land, das zum Vergnügungspark der reichen ausländischen Grundbesitzer wird, ist ein Hintergrundthema.  Dazu Marseille als Mittelpunkt der organisierten Kriminalität, Drogenschmuggel, Prostitution, Geldwäsche, dazu die fast offen agierende Mafia, das alles  wird realistisch und schonungslos offengelegt. Der Ton ist lakonisch und knapp gehalten, die Polizei desillusioniert und hart.

Ein anspruchsvoller Krimi, literarisch eher ein „Roman Noir“, der mich an den französischen Autor Jean-Claude Izzo erinnert. Die verschlungen Handlungsstränge und der Sprachstil unterhalten auch den anspruchsvollen Leser. Jedenfalls lohnt sich die Bekanntschaft mit Michel de Palma und seinen Kollegen für alle, die nicht nur Mainstream Krimis lesen möchten.