Rezension

Tolles Buch - auch wenn die Texte vorgetragen noch ein bisschen mehr Wirkung haben

Ein Kanake sieht rot - Sulaiman Masomi

Ein Kanake sieht rot
von Sulaiman Masomi

Bewertet mit 4 Sternen

Sulaiman Masomi, geboren 1979 in Kabul, ist Slam Poet und Bühnenliterat mit Nase und Haaren. Er erzählt Geschichten, die eigentlich unfassbar klingen, die man ihm aber trotzdem aufs Wort glaubt. Sei es humorvoll oder sozialkritisch, Masomi hat ein unfassbar breites Spektrum.

Grund genug, mir sein neustes Werk „Ein Kanake sieht rot“ einmal genauer anzuschauen. Der Titel basiert übrigens auf dem gleichnamigen und bekanntesten Text von Masomi, der bei Youtube über 500.000 Mal angesehen wurde.

Auf 277 Seiten sehen wir die Welt in 35 Kurzgeschichten, Gedichten und Erzählungen durch die Augen von Masomi. Vorangestellt immer ein schlauer Spruch, ein Zitat, von Einstein, Laotse oder ihm selbst.

Meine absolute Lieblingsgeschichte war definitiv „Ich weiß ES“, in der Sulaiman einfach an alle seine Freunde eine SMS mit dem Inhalt „Ich weiß ES“ schickt und so durch eine scheinbare Erpressung nicht nur zu Geld, sondern auch zu einem neuen Verwandtschaftsverhältnis kommt. Ich habe minutenlang weinend vor Lachen auf dem Sofa gesessen und konnte einfach nicht mehr.

Genauso gut, vielleicht sogar besser, aber halt nicht lustig, ist die Geschichte „Die Bombe“. In dieser spricht Masomi das Publikum direkt an und man kann die Blicke mit dem Gedanken „Oh nein, meint der das ernst? Ich meine, er hat schwarze Haare und heißt Sulaiman“ förmlich im Raum spüren. Und genau das möchte er hier, glaube ich, auch erreichen.

Ich gebe zu, ich habe diesen Text einmal live erlebt und weiß daher genau, wie er funktioniert. Masomi kokettiert mit seinem Äußeren, den schwarzen Haaren, den dunklen Augen, dem Ausländer sein. Das geht zwar leider in der gelesenen Fassung verloren, aber trotzdem ist es noch ein ganz hohes Niveau, dass Masomi hier hat.

Natürlich darf in dem Buch auch nicht der Klassiker fehlen, der dem Buch seinen Titel gibt. Hier berichtet der Deutsch- Afghane  von einem Zusammentreffen mit einem Deutschen, dem er mal so richtig die Meinung geigt. Das ist gleichzeitig so lustig und wohl auch so wahr, dass ich die Geschichte zweimal lesen musste.

Ich habe „Ein Kanake sieht rot“ in nur ein paar Stunden einfach aufgesogen und kann es nur jedem empfehlen. Bestellt es direkt bei Lektora. Oder fast noch besser: Geht zu einem Poetry Slam und kauft es direkt beim Autor. Das macht doppelt Spaß, denn dann könnt ihr euch zur Not auch die Betonung anstreichen, wenn euch die Fantasie mal fehlt. Was bleibt also noch zu sagen?

Gefällt mir sehr, auch wenn ich ihn doch lieber höre, anstatt die Texte zu lesen.