Rezension

Totentöchter

Die dritte Generation - Lauren DeStefano

Die dritte Generation
von Lauren DeStefano

Bewertet mit 4 Sternen

„Totentöchter – Die dritte Generation“ von Lauren DeStefano spielt in Nordamerika irgendwann in der Zukunft. 70 Jahre vorher wurden durch ein Genexperiment Krebs und andere schwere Krankheiten ausgerottet. Es entstand eine kerngesunde starke erste Generation. Die meisten dieser perfekten Menschen leben immer noch und werden in Würde alt. Doch ihren Kindern und Enkeln droht ein schlimmes Schicksal: Offensichtlich ist ihr Erbgut so verändert, dass sie anfällig für ein tödliches Virus sind. Ab der zweiten Generation sterben Frauen mit 20 und Männer mit 25 Jahren daran. Dies hat zur Folge, dass es einerseits wenige Kinder gibt, andererseits diese oft Waisen sind. Reiche Männer kaufen sich daher junge, gebärfähige Mädchen, die von sogenannten Sammlern entführt wurden.

Rhine gehört zur dritten Generation. Vor vier Jahren sind ihre Eltern bei einem Attentat ums Leben gekommen. Seitdem schlägt sie sich mit ihrem Zwillingsbruder alleine durch. Sie ist 16, als sie gekidnappt und zusammen mit zwei anderen Mädchen, der 18jährigen Jenna und der 13jährigen Cecily, mit dem 21jährigen Linden zwangsverheiratet wird. Die drei Mädchen werden quasi auf dem luxuriösen Anwesen von Linden gefangen gehalten. Sie leben wie in einem goldenen Käfig. Dabei geht jedes der Mädchen ganz anders mit der Situation um. Während Cecily glücklich über den ganzen Luxus ist, da sie zuvor in einem elenden Waisenhaus leben musste, ergibt sich Jenna deprimiert in ihr Schicksal. Ihr bleiben ja sowieso nur noch zwei Jahre zu leben. Rhine allerdings leistet sanften Widerstand und denkt an Flucht. Doch bis es so weit ist, vergeht viel Zeit, in der sie manches Mal ins Wanken kommt. Einerseits möchte sie in Freiheit leben und bei ihrem Bruder sein, andererseits entstehen auch freundschaftliche Beziehungen zwischen den „Schwesterfrauen“ und es geht ihr bei Linden materiell gesehen äußerst gut. Auch Linden selbst ist ein angenehmer, sehr gefühlvoller Mensch, der Rhine zu nichts zwingt. Doch schnell erkennt man, dass eigentlich auch Linden ein Gefangener ist, der nichts selbst entscheiden darf. Denn im Prinzip hält sein Vater Vaughn die Fäden in der Hand, und der verfolgt nur sein eigenes Ziel. Dabei ist ihm jedes Mittel recht…

Lauren DeStefano hat hier ein erschreckendes Szenario entwickelt. Abgesehen davon, dass das Virus genau 20- bzw. 25-Jährige befällt (hier wäre eine gewisse Altersspanne evtl. wahrscheinlicher), halte ich es auch durchaus für möglich, dass so etwas in Zukunft passieren könnte. Und genau wegen diesem erschreckenden Szenario hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Rhine war mir von Anfang an sehr sympathisch, und ich wollte sie nicht allein ihrem Schicksal überlassen. Sie fungiert als Ich-Erzählerin. Dadurch bekommt man sehr viel Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, was ich sehr schön fand. Durch die Lebensumstände ist sie in vielerlei Hinsicht viel reifer als heutige 16-Jährige, in anderer Hinsicht aber auch noch Kind.

Rhine finde ich als Charakter sehr gut dargestellt. Auch die beiden anderen Mädchen, Cecily und Jenna, sowie ihr Ehemann Linden gewinnen im Laufe der Geschichte sehr schön an Kontur. Der Diener Gabriel, der eine große Rolle spielt, und auch Lindens Vater Vaughn bleiben dagegen merkwürdig blass.

Das erste Viertel des Buches ist unheimlich spannend und mitreißend. Leider fällt die Spannungskurve dann etwas ab. Es wird zu viel über Alltagskram erzählt anstatt die Handlung voranzutreiben. Auch das Ende war etwas zu glatt, ohne Höhepunkt. Die Sprache und der Erzählstil sind den jungen Lesern angepasst. Das Buch lässt sich flott lesen.

Trotz kleiner Schwächen hat mir das Buch gut gefallen, da es auch dazu anregt, sich selbst Gedanken über sein eigenes Leben und den Umgang mit anderen Menschen zu machen und auch darüber, wie weit die Wissenschaftler gehen sollten.

Es handelt sich bei „Totentöchter – Die dritte Generation“ um den ersten Teil einer Trilogie. Auf den zweiten Teil bin ich schon gespannt. Man könnte die Geschichte zwar auch mit dem ersten Band abschließen, aber es sind durchaus noch Fragen offen bzw. Handlungsfäden lose.

Die Empfehlung für Leser ab 13 Jahren kann ich nicht unbedingt befürworten. So junge Leser könnten z.T. mit dem Inhalt überfordert sein. Ich würde das Buch eher ab 15 oder 16 Jahren empfehlen.