Rezension

Trash-Horror in der Karibik von Robert McCammon

The Night Boat - Robert R. Mccammon

The Night Boat
von Robert R. McCammon

Bewertet mit 4 Sternen

'Wenn du lesen kannst', hatte sie gesagt, 'dann kannst du auch denken. Und in dieser Welt muss man denken, um zu überleben.'

Vorneweg:
Ich habe den Roman in der Taschenbuch-Ausgabe des Knaur-Verlags (ISBN 3-426-01832-2) gelesen, welche mittlerweile vergriffen und in der WAS LIEST DU - Datenbank leider nicht vorhanden ist. Diese Ausgabe ist meines Wissens nach die einzige deutschsprachige Übersetzung…

Inhalt:
Als der leidenschaftliche Taucher und Aussteiger David Moore an einem Riff vor der kleinen karibischen Insel Coquina auf ein U-Boot des zweiten Weltkrieg stößt, fing der Ärger für die Insulaner an, denn eine aktive Wasserbombe legt nicht nur das Unterwasserschiff frei, sondern treibt es an die Wasseroberfläche, wo es sich nur kurz darauf beinahe selbständig vom Riff löst und in die Hafeneinfahrt sticht. Dabei muss ein Einheimischer sterben, doch die Tragik steigert sich noch mehr, als letztlich das Boot in einer alten Werft untergebracht auf die Bewohner des Dorfes auswirkt, was Sheriff Steve Kip hoffnungslos zu verhindern sucht. Etwas Böses strahlt aus dem Relikt der Zeitgeschichte und als dann noch in das Untersee-Monster eingedrungen wird, kann das Böse auch leibhaftig entweichen. Oder sind alle Insulaner Halluzinationen unterlegen?  Die nächsten Todesfälle beweisen, dass dies nicht der Fall ist - im Gegenteil: die Menschen von Coquina sind allesamt in einer Lebensgefahr, die niemand abwehren kann; nicht mal der unheimliche Voodoo-Zauber, den Priester Boniface auf der Insel praktiziert...

Meinung:
Ich muss zugeben, dass ich  mich immer schwer tue, wenn Maschinen oder Fahrgeräte durch übernatürliche Kräfte zum Leben erweckt werden. Da muss mich dann schon der Schreibstil sowie die Charaktere des Schriftstellers überzeugen. Stephen King ist zum Beispiel jemand, der das sehr gut beherrscht - ich denke nur an seine Kurzgeschichte 'Der Wäschemangler'. Das dritte Buch des amerikanischen Schriftstellers Robert McCammon mit dem Titel 'Tauchstation' hat nun ein unheimliches U-Boot aus der Zeit des zweiten Weltkriegs im Zentrum der Geschichte, was mich schon ein bisschen skeptisch werden ließ. Wissentlich, dass der Autor aber schriftstellerisch überzeugen kann und auch tolle Figuren schafft, schien der Roman nach einem guten Start ein wenig abzufallen. Der Handlungsnebenstrang um den Voodoo-Kult auf der hawaiianischen Insel wirkte anfangs mehr verwirrend als fördernd. Doch McCammon konnte ca. ab dem Zeitpunkt, als Dr. Jana Thornton auf der Bildfläche - oder besser: auf der Insel - erscheint, die Kurve kratzen und die Spannung wieder aufbauen, als er einen geschichtlichen Aspekt in den Roman brachte. Tatsächlich ist das deutsche U-Boot 193 eins, was tatsächlich verschollen ist; das Problem ist nur, dass plötzlich in dem Roman von der U-198 geredet wurde. Ob das nun ein Übersetzungsfehler ist, konnte ich leider nicht ermitteln. Den Lesespaß trüben solche Tatsachen jedoch. Mit Fortlauf des Romans driftet dieser in einen Trash-Horror ab, der zum Höhepunkt eine Jagd mit einem Kutter auf ein U-Boot hergibt. McCammon hat mit 'Tauchstation' - ein sehr fragwürdiger Titel, wäre der Originaltitel 'The Nightboat' schlicht übersetzt schon besser gewesen - einen Roman gestartet, der leider in die falsche Richtung läuft und hätte wirklich ein sehr guter Horror-Roman werden können. Leider ist es gerade in den Siebzigern und Achtzigern so gewesen, dass Untote bzw. Zombies in Geschichten immer in den Trash rutschten. Schade eigentlich; trotzdem ist der Roman von McCammon noch lesenswert...

Fazit:
Trash-Horror um ein U-Boot aus dem Weltkrieg, was in der Karibik eine Insel terrorisiert... hätte von McCammon mehr draus gemacht werden können!
7,7 Sterne