Rezension

Trier: Ein 8jähriges Kind wird vermisst

Christine Bernard. Das Eisrosenkind - Michael E. Vieten

Christine Bernard. Das Eisrosenkind
von Michael E. Vieten

Bewertet mit 4 Sternen

An manchen Tagen hasst Christine Bernard es, dass sie als Kriminalkommissarin niemals wirklich Urlaub hat. Gerade ist der letzte Ton des Sinfonie-Konzertes verklungen, bei dem ihr Freund Torben Heintz das Cello spielte, als Christine von ihrer Dienststelle über eine Vermisstenmeldung informiert wird. Bei der vermissten Person handelt es sich um ein 8jähriges Mädchen, das am Nachmittag aus dem Kinderhort verschwunden ist.

Kurz nachdem Rosalia als vermisst gemeldet wird, wird am Moselufer eine Kinderleiche gefunden. Alle äußeren Erkennungsmerkmale weisen darauf hin, dass es sich bei dem gefrorenen Körper um die kleine Rosalia handelt. Der Schein trügt, denn bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung stellt sich heraus, dass das tote Mädchen eine andere Augenfarbe hat und dieses Kind schon seit 12 Jahren tot ist.

Die Ähnlichkeit zwischen Rosalia und der unbekannten Toten ist frappierend.
Gibt es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang?

„Das Eisrosenkind“ ist ein Kriminalroman der im Raum Trier spielt. Genau dieser Umstand war es, der mich zu diesem Buch greifen ließ, denn ich wohne ca. 45 Autominuten von Trier entfernt. Regionalkrimis sind immer spannend, aber einen Krimi der so nahe vor meiner Haustüre spielt, habe ich bisher noch nicht gelesen.

Die Kriminalkommissarin Christine Bernard ermittelt hier schon in ihrem 2. Fall in Trier. Wie bei den meisten Kriminalromanen kann jedoch auch dieses Buch als Solitärband gelesen werden.

Die Person der Ermittlerin Christine Bernard ist sehr sympathisch angelegt. Erfreulicherweise treffen wir hier auf eine Kommissarin, die ausnahmsweise mal nicht einen Rucksack voll mit dunklen Schatten ihrer eigenen Vergangenheit mit sich herumschleppt und so spielt ihr Privatleben nur eine untergeordnete Rolle. Ab und an findet sich eine Erwähnung aus dem Privatbereich, aber es wird keine große Gewichtung darauf gelegt.

Bei den Vernehmungen der Zeugen und auch im Umgang mit den Eltern der vermissten Rosalia zeigt Christine Einfühlungsvermögen und Sachverstand. Andererseits beißt sie sich an einer Person fest, die in ihren Augen der Täter sein muss. Obwohl er für die Zeit des Verschwindens von Rosalia ein Alibi hat glaubt Christine, dass nur er es gewesen sein kann. Notfalls mit einer Hilfsperson. Dieses störrische Festhalten an ihrem vermeintlichen Täter war mir stellenweise etwas zu viel und genau wie ihre Kollegen konnte ich dieses Verhalten nicht immer nachvollziehen. Hier wäre weniger wahrscheinlich mehr gewesen. Mein Lesevergnügen wurde jedoch von ihrer Sturheit nicht nachhaltig gestört und letztendlich findet sie die Spur, die zum Mörder führt.

Ein Krimi wäre kein Krimi, wenn sich die Ermittler nicht auch selbst in Gefahr bringen würden und so wird der Leser Zeuge, wie die Kriminalkommissarin wirklich kurz vor knapp aus einer ziemlich unangenehmen Situation gerettet werden kann.

Christine Bernard ermittelt natürlich nicht alleine, sondern sie wird von ihren Kollegen Torsten Kluge und Jörg Rottmann unterstützt. Auch diese Personen sind echt und glaubhaft angelegt, agieren jedoch eher im Hintergrund.

Der Autor Michael E. Vieten schafft es von Anfang an Spannung zu erzeugen und diese auch zu halten und so lesen sich die 305 Seiten wirklich erstaunlich schnell weg. Der Schreibstil ist angenehm und fehlerfrei und macht Lust darauf, den 1. Teil „Der Fall Siebenschön“ auch noch zu lesen.