Rezension

Turbulentes Zauber-Abenteuer im alten England

Katie Wildheart - Mit dem Zauberspiegel durch die Wand - Stephanie Burgis

Katie Wildheart - Mit dem Zauberspiegel durch die Wand
von Stephanie Burgis

Bewertet mit 4 Sternen

Kurze Haare, Reiten im Herrensitz, und dann noch zaubern können: Das geht gar nicht, finden die Verwandten, doch Katie Wildheart lässt sich nichts sagen und stürzt sich furchtlos in gefährliche Abenteuer.

Katie ist zwölf Jahre alt, jüngstes von vier Geschwistern und die Tochter eines Vikars im Regency-England. Sie ist spontan und unangepasst und legt damit ein Benehmen an den Tag, das als hochgradig skandalös empfunden wird. Erwartete man damals doch, dass junge Mädchen sich still zuhause ihrer Stickerei widmen und ansonsten ihre Meinung für sich behalten. Das macht auch den besonderen Reiz der Geschichte aus, denn viele Probleme und Verwicklungen ergeben sich erst dadurch, dass die Handlung in einer vergangenen Epoche spielt. Wer die zurzeit erfolgreichen Bücher von Emma Carroll oder Judith Rossell mag, dem wird auch die Geschichte von Katie Wildheart gefallen.

Weil die Familie droht, zu verarmen, soll die älteste Schwester Elissa einen unsympathischen Mann mit Vermögen heiraten. Das versuchen die Schwestern Katie und Angeline zu verhindern – mit unterschiedlichem Erfolg. Ebenso unterschiedlich ist die Begabung zur Zauberei unter den Schwestern verteilt – ein Erbe der Mutter, deren Habseligkeiten die verknöcherte Stiefmutter in einen Schrank verbannt hat. In eben jenem Schrank findet Katie einen magischen Taschenspiegel, der ihr den Weg in die Magie weist und ihr offenbart, wie mächtig ihre eigenen Zauberkräfte sind.

„Katie Wildheart“ ist eine turbulente Erzählung mit einer rastlosen Protagonistin, die sich wenig um Verbote und Konventionen schert. Zusammen mit alten Familiengeheimnissen, finsteren Bösewichten und einer Familie, die zusammenhält, wenn es drauf ankommt, wird daraus ein unterhaltsames Kinderbuch.

Altertümliche Begriffe wie „Pompadour“ (beutelförmige Damentasche fürs Handgelenk) oder „Fidibus“ (Anzündhilfe aus Holz oder Papier) machen das Buch authentisch, bleiben aber leider unerklärt.

Die englische Originalausgabe ist bereits 2010 als „A Most Improper Magick“ erschienen („Kat, Incorrible“ in den USA), es gibt zwei Fortsetzungen. Teil zwei in deutscher Übersetzung ist für den Herbst 2019 angekündigt.