Rezension

Über das Private

Niemehrzeit -

Niemehrzeit
von Christian Dittloff

Bewertet mit 5 Sternen

2018 verliert Christian Dittloff beide Eltern. Erst den Vater, wenige Monate später die Mutter. Doch erst mit dem Tod der Mutter ist er plötzlich 'Elternlos'. Schock und Ratlosigkeit sitzen tief. Aber, keine Eltern mehr und Kinderlos - ist das vielleicht die große Freiheit? Dittloff weiß es nicht, aber manchmal fühlt es sich so an. Und, vielleicht doch lieber so, als wenn Pflegefall?

Dittloff beschäftigt sich in seinem Roman viel mit sich selbst und zeigt sich von seiner verwundbaren Seite. Er reflektiert über den Tod und die Zeit davor, forscht ein bisschen in der eigenen Geschichte und der seiner Eltern. Und schreibt von dem, auf das man sich nicht vorbereiten kann. Die plötzliche Überforderung mit Alltag und Bürokratie, das Leben, das irgendwie weitergeht, aber plötzlich eher vorbeizuziehen scheint. Er nimmt sich selbst zurück, findet große Hilfe im Schreiben und Lesen, in der Freundschaft und Liebe.

Dittloff hat einen bewegenden Roman über Trauer und Trost, Wut und Sprachlosigkeit geschaffen, gibt einen privaten Einblick in seine Zeit der Verarbeitung und Akzeptanz. Oft ratlos, viel rastlos, aber vor allem sehr intim und empathisch. Ein äußerst mitnehmendes Leseerlebnis.