Rezension

Unbedingt empfehlenswert

Der Typ ist da - Hanns-Josef Ortheil

Der Typ ist da
von Hanns-Josef Ortheil

Bewertet mit 5 Sternen

Wie alle Bücher des poetischen Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil (65, "Die Erfindung des Lebens") ist auch sein im August 2017 bei Kiepenheuer & Witsch erschienener Roman "Der Typ ist da" eine einfühlsame Beschreibung ganz normalen Lebens. Trotz dieser Gewöhnlichkeit schafft es der Autor dennoch, seinen Protagonisten und deren Alltagsleben mit dem Blick aufs Detail etwas Besonderes abzugewinnen. Der junge Restaurator Matteo aus Venedig, unerwartet zu Gast in der Wohngemeinschaft von drei jungen Kölnerinnen, bringt deren scheinbar bestens geregeltes Alltagsleben völlig durcheinander. Denn Matteo ist anders als andere Männer seines Alters. Ihn reizen nicht die schillernden Verlockungen des oberflächlichen Leben seiner Alterskameraden, sondern er konzentriert sich auf das Wesentliche. Seine Art zu leben wirkt auf die jungen Frauen magisch, mystisch und geheimnisvoll, was sie dazu bringt, nicht nur über Matteo, sondern am Ende über sich selbst, über ihre Oberflächlichkeit nachzudenken. Dem Venezianer gelingt es, „nur durch seine Präsenz daran [zu] erinnern, dass sie ihr Leben und ihre Zukunft gründlich überdenken sollten“. Matteo schafft es, ohne dies konkret zu beabsichtigen, allein durch sein Vorbild die Welt seiner Mitmenschen zu verbessern. „Ich füge das Kaputte wieder zusammen, ich beseitige die Schäden, ich gebe den Figuren oder Dingen ihre alte Schönheit zurück“, sagt der junge Restaurator. Hanns-Josef Ortheil überzeugt erneut durch seine Formulierungskunst und den ihm eigenen Schreibstil. Würde es den Fachbegriff „Belletristik“, also „schöne Literatur“, nicht geben, müsste man ihn für die Bücher des Kölner Schriftstellers erfinden - auch für diesen neuen Roman. Meine Meinung: Für Ortheil-Fans ein Muss, für alle anderen Freunde "schöner" Bücher unbedingt EMPFEHLENSWERT.