Rezension

Unerwartet begeistert worden

Ezlyn. Im Zeichen der Seherin - Karolyn Ciseau

Ezlyn. Im Zeichen der Seherin
von Karolyn Ciseau

Bewertet mit 5 Sternen

Ezlyn kann als Todesseherin, wie der Name schon sagt, den Tod anderer Menschen voraussagen und ihn so verhindern. Dafür werden alle Todesseherinnen von klein auf in einer Tempelanlage gelehrt und später an den meist bietenden Lord verkauft. In diesem Jahr muss auch Ezlyn sich von ihrem alten Leben trennen und zieht auf die Burg von Lord Cain und seinem charmanten Sohn Malachi. In ihrem vorbestimmten Leben scheint alles normal zu sein, bis sie auf Schattenkrieger Dorian Arcane trifft... der sie umbringen wird.

Meinung: Direkt spannend fand ich Ezlyn am Anfang nicht. Es hatte aber Potenzial und zunehmend wollte ich mehr über Ezlyn's Schicksal und das für ihr fremdartige Leben auf der Burg wissen. Und ohne es zu bemerken hat die Handlung mich in den Bann gezogen und ich hatte das Buch durch. Der angenehme Schreibstil hat sicherlich auch was dazu beigetragen. Aber generell waren die vielen Machtspiele, die Ständegesellschaft zwischen arm und reich und die Todesseherin als Besitztümer des Adels im Mittelpunkt alles Themen, die die Geschichte zu etwas Einzigartigem vervollständigen konnten und erstaunlich gut umgesetzt wurden.

Am liebsten haben mir aber die Plot Twists und Höhepunkte von Szenen die in Gewalt und sogar Tod geendet haben gefallen. Das Ende war dann nochmal ein Highlight des Ganzen und konnte die Geschichte erwartungsgemäß abschließen. Die Autorin hat sich wirklich was getraut und das meines Erachtens sauber umgesetzt.

Auch die Entwicklung der Figuren war interessant zu verfolgen. Malachi war mir einfach zu nett und zu blond vorgekommen. Ich konnte mich nicht auf ihn einlassen, musste ich aber auch nicht. Mit Dorian hatten wir ja schon einen angeteaserten Loveinterest der mich gut um den Finger wickeln konnte. Natürlich ist seine kühle abweisende Persönlichkeit nichts neues, aber es ist doch schön zu sehen wie diese Maske nach und nach in der Gegenwart von Ezlyn fällt und den wahren Charakter frei gibt.
Ezlyn war mir als Protagonistin manchmal zu feige und nahm Dinge auf die leichte Schulter. Ihre Naivität lasse ich aber mal auf ihre Erziehung zurückfallen. Viel hat Ezlyn von der Welt außerhalb des sicheren Tempels nämlich nicht gelernt und ist deshalb anfangs sehr blauäugig und erkundet wie ein Kleinkind die Welt. Aber eigentlich ist sie ganz nett und tapfer wenn es um ihre beste Freundin Rhiannon geht. Generell ist sie nur ein Stereotypical Mädchen mit einer sie selbst belastenden Gabe.

Was ich noch erschreckend fand, ist wie streng und eingeschränkt die Todesseherin leben und behandelt werden. Freiheit besitzen sie gar nicht und ihre Zukunft wurde schon lange von anderen für sie vorbestimmt. So ein Leben kann ich mir nicht ausmalen... aber diese Empfindungen und weitere Gefühle hat die Autorin sehr gut geschildert.

Fazit: Ein gelungener Romantasy-Roman der sich von Seite zu Seite steigert. Voll von Geheimnissen, brutalen Szenen und überraschenden Wendungen, die einen mitreißen und einen in diese Welt verschelppen.