Rezension

Ungewöhnlich gut

Das Nachtfräuleinspiel - Anja Jonuleit

Das Nachtfräuleinspiel
von Anja Jonuleit

Dunkle Schatten ...

✿ Kurz zur Geschichte ✿
Diesen »Schmutzigen Donnerstag« wird die 16-jährige Annamaria niemals vergessen: Ein harmloser Faschingsbrauch wird dem jungen Mädchen zum Verhängnis. Doch was Annamaria – die nach dem frühen Tod der Eltern bei einer nachlässigen und lieblosen Pflegemutter lebt – passiert ist, will keiner glauben. Ihr Schicksal scheint sich zu wenden, als sie im »Haus der glücklichen Familie« aufgenommen wird. Sie schöpft neue Hoffnung, denn vom Leben in dieser Bilderbuchfamilie hat sie immer geträumt. Dort herrscht Übermutter Liane, die alles perfekt im Griff zu haben scheint, strenge Regeln vorgibt und eine Karriere als Erziehungsberaterin macht. Doch ist Lianes Familienleben wirklich so makellos?
(Quelle: Seite des Verlags)
✿ Meine Meinung ✿ 
Dies ist mein erster Roman, den ich von Anja Jonuleit gelesen habe und ich bin sehr überrascht. Erstens, weil es ein ungewöhnliches Thema behandelt und zweitens, weil ich endlich mal wieder beim Lesen überrascht wurde. Kein Einerlei-Roman, sondern bis weit nach der Mitte des Buches habe ich keine Zusammenhänge erkannt, da der Plot über mehrere Zeitebenen in Anspruch nimmt, die sehr gut zu unterscheiden sind. Aber dann so nach und nach kam die Erleuchtung, obwohl ich gestehen muss, das ich mir nach der Hälfte des Buches nicht sicher war, ob ich wirklich weiterlesen soll, aber ich bin froh es getan zu haben, denn ab dann entwickelte die Geschichte plötzlich so einen Sog und eine Spannung, das ich die restlichen Seiten im Schnellflug gelesen habe. Die Hauptprotagonisten sind so angelegt, das man entweder Mitleid mit ihnen hat, oder sie einfach nur hasst, etwas dazwischen gibt es nicht. Liane van der Berg als Übermutter mochte ich von Beginn an nicht und dies hat sich bis zur letzten Seite regelrecht ins Unermessliche gesteigert. Als Übermutter, Ratgeberin für Erziehungsfragen im Fernsehen und Alles-Könnerin-und-Besserwisserin baut sie sich über Jahrzehnte ein Lügengerüst auf, welches so nach und nach zu bröckeln beginnt. Sie will den Schein nach außen wahren alles im Griff zu haben, Mann, Kinder, Haushalt und Karriere, doch so einfach scheint es doch nicht zu sein, bis extrem dunkle Wolken über ihre "ach so heile Welt" ziehen. Es passieren Dinge, die eigentlich niemand außer Liane wissen kann. Sie wird mit ihrer Vergangenheit gnadenlos konfrontiert und plötzlich wird ihr klar, das ihr Leben bald nicht mehr so glanzvoll sein wird, wie es immer den Anschein hatte.
✿ Fazit ✿ 
Ein Roman der mich bewegt hat, der eine Sichtweise darstellt die zum Nachdenken anregt und der durch die Rückblicke in das Vorleben der Charaktere alle Erzählstränge gut verbunden hat.