Rezension

Unterhaltsame Low-Fantasy über die Verteidigung von Dros Delnoch

Die Legende - David Gemmell

Die Legende
von David Gemmell

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe bereits zwei Einzelromane aus Gemmells Feder gelesen, die mir gut gefallen haben und so habe ich mich gefreut, als dieser Band aus der Drenai-Saga neu aufgelegt wurde und ich ihn so im frischen Gewand lesen konnte. Die Drenai-Saga gilt als das zentrale Werk des leider bereits verstorbenen Autors.
Der Leser begegnet in diesem Buch einigen Charakteren, die nur ein Ziel haben: Die Burg (hier genannt Dros) Delnoch muss gegen den Ansturm des feindlichen Volkes Nadir und seinen Anführer Ulric gehalten werden und das um jeden Preis. Da die Dros alles andere als gut besetzt ist, vom Herrscher in Drenan keine Hilfe zu erwarten und der Graf zudem schwer krank ist, braucht es spezielle Hilfe von Außen, um dem Volk und den Soldaten Mut zu machen. So werden nicht nur „die 30“, ein Orden von magisch begabten Kampfmönchen um Hilfe gebeten, sondern auch der legendäre Axtkämpfer Druss. Auch wenn Druss schon sehr betagt ist, ist er immer noch ein begnadeter Krieger und stellt die Verteidigung der Burg neu auf.
In diesem Buch geht es ausschließlich um die Verteidigung von Dros Delnoch. Das mag jetzt sehr langweilig und einseitig klingen, ist es aber nicht. Das Thema ist sehr begrenzt. Es gibt nur wenig Schauplätze, aber vor allem gibt es wenig Beschreibungen der Orte. So könnte diese Geschichte auch ganz einfach in ein anderes Gebiet transferiert werden. Zwar ist hier eine eigene Form der Magie zu finden und auch theoretisch eine ausgedachte Welt, der Schwerpunkt liegt hier jedoch eindeutig in der Kommunikation der Figuren untereinander. So beginnen Szenen ganz häufig einfach so mit einem Dialog. In diesen werden dann die wichtigsten Eckdaten geklärt und unwichtige Details weggelassen.  Außerdem ist hier deutlich, dass es in diesem Buch im Grunde egal ist, was mit dem Rest des Landes Drenan passiert, nur was in Dros Delnoch passiert ist entscheidend. Zudem ist mit Druss eindeutig ein Held eine Hauptfigur und auch bei den Nebenfiguren steht Heldentum im Fordergrund. Dabei sind die Figuren nicht unbedingt immer klar als „gut“ oder „böse“ zu sehen. So sucht sich Druss beispielsweise Hilfe bei den gesetzlosen Bogenschützen. Dies alles unterscheidet sich sehr von den Büchern, die ich sonst so lese, denn dies ist demnach per Definition „Low Fanatsy“ während ich sonst eher „High Fanatsy“ lese.
Als ich mich vor dem Lesen mit dieser Thematik auseinandergesetzt habe, dachte ich erst, das ist gar nichts für mich, da ich ausladende Beschreibungen und Hintergrundwissen sehr schätze und diese ganzen humoristischen Fantasy-Bücher, die auch zur Gattung „Low Fantasy“ gehören so gar nicht meins sind. Doch diese Geschichte wirkt für sich genommen wirklich gut! Dadurch das Figuren ständig im Fokus stehen und viel über Gespräche geschildert wird, wirkt die Handlung sehr lebhaft und damit interessant und spannend. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Geschichte, die ein solch eingeschränktes Themengebiet hat – und dann auch noch ein solch kämpferisches – mich so fesseln konnte. Zudem konnte ich mich aufgrund der Schlichtheit von Erzählweise und Geschichte auch prima beim Lesen entspannen, da der Kopf eindeutig nicht allzu viel Arbeit an Vorstellungskraft leisten musste.
Die Figuren haben mir im Grunde allesamt durchweg gut gefallen, da ich eigentlich nie wusste, wie sie sich als nächstes verhalten, allerdings fehlt dadurch und da nun einmal viel vom Hintergrund lebt, die Möglichkeit mich mit den Figuren zu identifizieren. Gut gefallen hat mir auch die Liebesgeschichte zweier Figuren, auch wenn mir die Entwicklung deren Beziehung etwas schnell von statten ging.
Das Finale passt absolut zu diesem Buch. Leider verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht, wie die Drenai-Saga aufgebaut ist. Nicht nur weil dieses Buch absolut in sich abschlossen ist, da was auch immer danach passiert im Grunde (für diese Geschichte) unwichtig ist, sondern auch da die Teile offensichtlich keine chronologische Reihenfolge haben. Ich bin trotzdem gespannt, ob es noch weitere Neu-Veröffentlichungen aus der Saga geben wird.

Fazit: Die Legende ist anders, als die Bücher, die ich sonst so lese. Es geht hier lediglich um die Verteidigung der Burg Delnoch. Das mag sehr langweilig klingen, da das Thema sehr kämpferisch und auch sehr abgesteckt ist, was beides im Grunde nicht zu meinen favorisierten Eigenschaften bei einem Buch zählt, dennoch ist die Erzählweise so gut gelungen, dass das Buch tatsächlich wirkt. Das liegt daran, dass der Fokus eindeutig bei den Figuren und deren Interaktion miteinander liegt. „Überflüssiges“ wie Beschreibungen der Landschaften, des Landes usw. werden großzügig weggelassen und auch sonst gibt es wenig Hintergrundinformationen. So hat der Kopf nicht so viel zu leisten und man kann mit diesem Buch gut entspannen und es einfach konsumieren. Zwar sind die Figuren so ambivalent und nicht eingehend beschrieben, dass ich mich nicht mit ihnen identifizieren kann, dennoch hat es Spaß gemacht mit ihnen die Burg zu verteidigen.