Unterhaltsamer historischer Schmöker mit kritischen Untertönen
Bewertet mit 3.5 Sternen
Dieser Roman wird aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt, die hauptsächlich weiblich sind. Als Erstes lernt man Ruby kennen, die Tochter des Lord Compton. Eines Tages triftt sie auf einen Ausritt den geheimnisvollen Cyril Brown. Auch sie verschweigt ihm gegenüber ihre wahre Identität, da er ihr äußerst sympathisch ist und Ruby nicht möchte, dass sie nur hofiert wird, weil sie adelig ist. Schon jetzt vermutet man als Leser, dass sich zwischen den Beiden eventuell etwas anbahnt.
Der Roman beginnt mit einem Prolog und man hat schon eine Ahnung, wessen Gedanken dies sein könnten. Möchte aber an dieser Stelle nicht mehr verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Nur soviel, das tragische Schicksal von Alice, der Schwester von Cyril Brown bekommt eine besondere Gewichtung in diesem Roman.
Man erfährt nicht nur sehr viel über die Protagonistin Ruby, sondern auch über die Beziehung zu ihrer Familie und den Angestellten von Rosefield Hall, dem Herrensitz der Familie Compton. Besonders das Verhältnis zu ihren Eltern und ihrem Bruder Basil ist schwierig, weshalb Ruby oft unglücklich ist. Obwohl sie als reiche, junge Frau anscheinend doch alles hat. Da ist aber noch Rubys anderer Lieblingsbruder Edward, der eines Tages aus Afrika zurückkehrt. So beginnt dieser Roman. Edward reist aber nicht alleine an, sondern bringt seine farbigen Angestellten Virginia und Jacob mit.
Julie Leuze behandelt in ihrem Roman viele Themen wie die Klassengesellschaft (Bürgertum und Adel), Rassismus, Homosexualität und die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft. Die Geschichte bekommt durch den eingängigen Schreibstil und die kurzen Kapitel viel Dynamik. Die verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten macht den Roman sehr authentisch. Im Nachwort nimmt die Autorin Stellung zu den damaligen Begebenheiten und verweist auf tatsächliche Begebenheiten, die sie zu ihrem Roman inspiriert haben.
Fazit: Dieser Roman ähnelt inhaltlich zwar Daringham Hall von Kathryn Taylor, auch wenn es sich nicht um eine Trilogie handelt. Da ich aber solche Familiengeschichten bevorzuge, gleich ob zur heutigen Zeit oder historisch belegt sind, kann ich eine klare Leseempfehlung für Sturm über Rosefield Hall aussprechen.