Rezension

Unterhaltsamer Jugendliebesroman mit sehr authentischer Protagonistin…

Hold me now - Julie Chapel

Hold me now
von Julie Chapel

Bewertet mit 5 Sternen

Unterhaltsamer Jugendliebesroman mit sehr authentischer Protagonistin…

Der Jugendliebesroman „Hold me now“ von Julie Chapel ist am 20. Januar 2020 im Oetinger Taschenbuch Verlag erschienen und spielt in Orange Beach, einem kleinen Ort am Meer und zum Teil in Montgomery, der Heimatstadt der Hauptfigur.

Nachdem Jazz mit ihrem Verhalten dafür gesorgt hat, dass ihr Abschluss gefährdet ist und sie das Schuljahr wiederholen muss, schicken ihre Eltern sie zur Strafe nach Orange County, wo sie den Sommer über als Zimmermädchen in einem Hotel arbeiten muss. Ihr Leben ändert sich schlagartig. Nicht nur, dass sie Marc vermisst und ihre Freiheit. Nein, sie fühlt sich von Noah, dem Sohn des Hotelbesitzers gepiesackt und möchte einfach nur nach Hause. Doch dann überrascht Noah sie und Jazz beginnt ihr bisheriges Leben zu überdenken. Vor ihr liegt eine anstrengende Zeit, die geprägt ist von neuen Erfahrungen und Herausforderungen, aber auch vielen Gefühlen und ihrem inneren Konflikt, ob ihr bisheriges Leben wirklich das ist, was sie wirklich will.

Das Cover ist der absolute Wahnsinn, ein totaler Eyecatcher, ein Kunstwerk und es passt auch gut zu der Geschichte.

Der Klappentext ist auch prima gelungen. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und vermittelt eine erste Lesestimmung.

Gut 3 Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich glücklich und zufrieden zurücklässt.

Jazz ist ein verwöhntes, zum Teil noch recht zickiges Mädchen, das eigentlich gerade in der Abschlussklasse der Highschool ist. Durch ihr vieles Schwänzen ist der Abschluss aber in diesem Jahr nicht mehr möglich und sie muss die Klasse wiederholen. Ihren Eltern reicht es und sie schicken Jazz zu einem Bekannten, in dessen Hotel sie als Zimmermädchen arbeiten soll. Natürlich bezwecken sie damit auch Abstand zu Marc, dem Jazz irgendwie verfallen ist und den sie nur durch die rosarote Brille betrachtet. Aber zum Glück lernt sie Noah kennen, der ihr zeigt, wie es auch sein kann. Jazz ist anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, d.h. vielmehr ihr Verhalten. Sie kommt nicht gerade sympathisch rüber, trotzdem mochte ich sie. Wahrscheinlich weil sie sagt, was sie denkt. Jazz hat ein klares Ziel vor Augen und arbeitet darauf hin. Sie ist sehr aktiv und keine Hürde ist ihr zu hoch. Sie macht eine wundervolle Entwicklung durch und zeigt gerade jüngeren Leserinnen, dass man sich nichts gefallen lassen sollte, von niemandem. Natürlich wirkt sie am Anfang etwas klischeehaft, „das reiche verwöhnte Mädchen“, aber dem ist nicht so. Ich finde Jazz toll und kann nur jedem empfehlen, sie kennenzulernen. Sie ist wirklich authentisch in ihrem Verhalten und man hat viel Spaß mit ihr. Ich musste so einige Male laut auflachen.

Auch alle anderen Figuren mochte ich sehr und bei denen es nicht so war, sollte es wohl auch nicht so sein. Sunny und Lina mochte ich auf Anhieb und nach ersten Anlaufschwierigkeiten, erkennt auch Jazz, was sie an ihnen hat. Marc war mir von Anfang an unsympathisch, ein totaler Egoist. Noah dagegen fand ich gleich interessant, obwohl ich seine Verhaltensänderung in der Kürze der Zeit, d.h. von der Autobahn bis dann im Hotel nicht nachvollziehen konnte, aber im weiteren Verlauf wurde es dann doch klar. Auch Jazz Eltern waren in ihrem Verhalten gut nachvollziehbar und es war offensichtlich genau die richtige Maßnahme für ihre Tochter. Trotzdem spürt man, wie sehr Jazz geliebt wird.

Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Julie Chapel hat eine ansteigende Spannungskurve mit vielen kleineren und größeren Konflikten und v.a. überraschenden Wendungen entwickelt. Mich hat die Geschichte direkt gepackt, denn alles ist mal etwas anders, wie Jazz und Noah sich kennenlernen, die Settings usw. Wirklich sehr gelungen! Auch das Thema ist passend und prima dargestellt. Das habe ich in dieser Authentizität so noch nicht gelesen. Das Ende fand ich dann richtig schön. Für meinen Geschmack ist es genau auf den Punkt, also nicht drüber und trotzdem wunderschön.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 24 längere Kapitel, die in der ICH-Form im Präsens aus Jazz Sicht geschrieben sind. Mir hat das sehr gut gefallen, denn so konnte man v.a. Jazz Entwicklung schrittweise nachvollziehen und man war die ganze Zeit bei ihr, hat mit ihr mitgefiebert, sie zur Ordnung gerufen, sich aber auch mitgefreut und mitgelitten. 

Den Schreibstil fand ich toll. Es liest sich alles sehr locker und flüssig. Die Dialoge sind authentisch und individuell und sie haben die Figuren damit noch lebendiger werden lassen. Überhaupt passt der Schreibstil vom Ausdruck her sehr gut zum Genre. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben zu jeder Zeit ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert und es war, als wäre ich dabei. Aber ganz besonders gelungen fand ich die emotionale Ebene. Zwar wirkte Jazz anfänglich ein wenig kühl, aber man hat schnell gemerkt, wie sie wirklich ist und wie sie bestimmte Situationen bewegt und berührt haben. Toll! Und auch das Thema wurde mit Fingerspitzengefühl bearbeitet. Keine Situation oder Denkweise kam irgendwie belehrend oder besserwisserisch rüber. Das ist aus meiner Sicht gerade für jüngere Leserinnen sehr wichtig.

Mein Fazit nach 311 Seiten:

„Hold me now“ ist ein Jugendliebesroman, der zeigt, wie schwierig es sein kann, seine eigene Position neutral zu betrachten, wenn man verliebt ist und was daraus resultieren kann. Familie und Freunde meinen es in der Regel gut mit einem und man sollte deren Meinungen und Hinweise nicht völlig ignorieren, auch wenn man einen eigenen Standpunkt haben sollte.

Wer einen sehr authentischen Jugendliebesroman sucht, der in den USA spielt und die Themen „Selbstfindung“ und „Abhängigkeit (von anderen)“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil Jazz als weibliche Hauptfigur wirklich sehr authentisch und in ihrem Verhalten / ihrer Art nachvollziehbar ist und weil dieser Jugendroman einfach mal anders ist, eben nicht nur absolute Romantik und Schönmalerei, sondern auch Probleme bearbeitet werden, die Jugendliche haben können.

Für mich ist es ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Julie Chapel für diese Geschichte.