Rezension

Unterschätze nie einen Bullen...

Die Stimmen der Toten - Stuart MacBride

Die Stimmen der Toten
von Stuart MacBride

Bewertet mit 4 Sternen

Wie nicht anders zu erwarten war, landete Ash Henderson am Ende im Gefängnis. Ex-Polizisten sind in der Haft wohl ohnehin nicht besonders beliebt und seine Erzfeindin außerhalb des Gefängnisses sorgt dafür, dass es Ash noch ein bisschen schlechter geht. So steht er bei jeder Anhörung zur Haftentlassung als übler Schläger da und kann diese getrost vergessen. Nicht ganz vergessen haben ihn allerdings seine Kollegen, denn als der als „Inside Man“ bekannte Psychopath nach einer längeren Pause wieder zuschlägt holen sie ihn unter Auflagen wieder aus dem Knast. Einmal ist ihm der „Inside Man“ entwischt, ein weiteres Mal soll Ash das nicht passieren.

In irgendeiner Art und Weise geläutert hat der Knastaufenthalt Ash Henderson nicht. Er ist nach wie vor ein unsympathischer Kerl, der rücksichtslos seinen Weg geht, oder besser hinkt, denn die vielen Prügeleien haben ihre Spuren hinterlassen. Aber er hat zwei Ziele, die ihn nicht ruhen lassen. Das eine ist es, den „Inside Man“ dieses Mal zu fassen, der ihm schon einmal knapp entkommen ist, das andere ist seine Rache an seiner Erzfeindin Mrs. Kerrigan.

Die Psychologin

Ihm zur Seite steht, wie schon in Das 13. Opfer, die Psychologin Alice McDonald. Sie scheint mir in diesem Band nicht ganz so von Phobien geplagt wie im letzten und nicht ganz so durstig. Aber sie hat einen gewissen beruhigenden Einfluss auf Ash und weicht ihm nicht von der Seite. Das freut beide nicht unbedingt, denn es gehörte mit zu den Auflagen seiner Haftentlassung, aber die beiden sind ein wirklich tolles Team.

Der Täter

Aber bei diesem Täter müssen sie das auch, denn der „Inside Man“ ist ein ganz besonderer Täter. Er schneidet seine Opfer auf, platziert eine Spielzeugpuppe in deren Bauch, näht sie wieder zu und legt sie irgendwo ab. Meist wählt er dann den Notruf, spielt ein Band ab, dass seine Opfer selbst einsprechen mussten und manchmal haben sie Glück und werden früh genug gefunden um zu überleben, aber oft genug auch nicht. Wobei Glück natürlich hier auch relativ ist. Kein leichter Stoff also :-)

Der Schreibstil

Wie schon beim ersten Band halten mich Stuart MacBrides Schreibstil und seine vielen überraschenden Wendungen im Verlauf der Geschichte bei der Stange. Ich mag weder Ash Henderson noch die Psychologin und schon gar nicht das restliche Ermittlerteam – aber ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. MacBride beobachtet und beschreibt messerscharf und gerne so, dass es beinahe wehtut. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht und vor allem wie weit Ash Henderson dieses Mal geht :-)

Dank an den Übersetzer…

Nachdem ich ja beim letzten Band ein bisschen über die Übersetzung gemotzt habe, will ich mich dieses Mal dann auch lobend äußern :-) Dieses Mal gab es nichts zu meckern und Andreas Jäger hat als Übersetzer so gute Arbeit geleistet, das mir nicht aufgefallen ist, dass es eine Übersetzung ist.

Mein Fazit:

Ein knallharter, stellenweise sehr brutaler Thriller mit einer raffiniert ausgedachten Story. Wer Thriller mit einer etwas härteren Gangart liebt, der sollte sich Die Stimmen der Toten nicht entgehen lassen. Allerdings würde ich empfehlen zuerst Das 13. Opfer zu lesen, sonst fehlen einem doch gewisse Zusammenhänge.